Der Musik von Loriia wohnt eine gewisse Ambivalenz inne. Nicht im herkömmlichen Sinne zwiespältig oder widersprüchlich. Eher schon im wahrsten Sinne der lateinischen Wörter: ambo = beide und valere = gelten. Und so gelten immer beide gleich viel in Loriias Kosmos: der soulige Pop und die tendenziell eher maschinell wirkende Elektronik, die Verzweiflung und die Hoffnung, ein gewisser akademischer Ansatz und das Bauchgefühl. Und selbstverständlich sind es, wie bei vielen anderen (ambivalenten) Künstlerpersönlichkeiten, auch bei ihr die Widersprüche, die sich anziehen und die die Gedanken und Wünsche und Gefühle wahlweise Achter- oder Geisterbahn fahren lassen. Aber, auch klar: So wird Reibung erzeugt. Und Spannung. Ersteres hat bekanntlich Wärme zur Folge und davon gibt es in ihrer Musik die exakt richtige Dosis: kein Zuviel, kein Zuwenig. Und Spannung schafft logischerweise Kurzweil und auch damit geizt sie keineswegs, weswegen ihre Songs oft wie im Flug vergehen. Und man immer und immer wieder versucht ist die Repeat-Taste zu drücken…
„Lion“, die Debütsingle von Loriia, zum Beispiel ist so ein Song, der einem schon nach dem ersten Hören einfach nicht mehr von der Seite weichen will. Mit einer hingetupften Melodie und einem wohligen Knistern schleicht sich das Intro heran. Dann setzt eine verunsicherte, fragil wirkende Stimme ein und endet mit dem Satz „I’m waiting for the right time to come“.
„Lion“ so Loriia „ist aus einem Gefühl heraus entstanden, das ich schon mein ganzes Leben lang habe: Der Kampf zwischen dem schüchternen, naiven Mädchen das ich war und manchmal vielleicht immer noch bin, das die Welt verbessern und anderen helfen will. Aber ich war immer eher eine Außenseiterin und insgesamt wohl zu wenig mutig. Und genau das wollte ich immer ändern und es allen zeigen, zeigen was in mir steckt, dass ich von meinem Wesen her eigentlich stark und mutig bin...“ Und schon setzt ein Refrain ein, der Fahrt aufnimmt, wuchtig, mächtig und unüberwindbar daherkommt und in dem sie sich selber und vielen anderen Menschen Mut zuspricht: „I’m a lion, I’ve got so much left to say / I will shout it through the sadness, as I’m ready to step in / Treat me like a lion, even if you don’t believe / I keep lighten up your madness with my white melody“.
Und schon ist man ein paar zwar nur, dafür aber wesentliche Zentimeter größer und fühlt sich um einiges besser. „Dieses Gefühl, dass man im Moment noch nicht ganz aus sich heraus kommen kann, aber insgeheim ein Löwe in einem schlummert, hat mich immer begleitet“ erzählt Loriia und weiter „viele meiner Songs handeln von dieser vermeintlichen Schwäche, aber eigentlich glaubt man ganz tief in seinem Inneren an sich selbst. Ein motiviertes, kämpferisches Ich, das voller Träume und Ziele ist.“