Liquid Divine sind beileibe keine Newcomer mehr, ich unterstelle aber einfach mal, dass ein paar einladende Worte nicht schaden können. Hinter Liqiud Divine stecken Christian Fritzsche und Guido Stoye (Gesang), die mit „Autophobia“ bereits Ihr drittes Album veröffentlichen und dabei wieder den Bereich des Intelligent Electro bedienen. Es fällt mir schwer, die Musik der beiden treffend zu beschreiben. Auffallend ist die Klarheit. Sowohl die der Produktion, als auch was die Atmosphäre angeht. Trotzdem klingen die meisten Songs sehr verträumt, was sehr gut zu den nachdenklichen Texten passt, denn Sänger Guido verarbeitet zum Beispiel in „One Day Of May 99“ eigene Traumsequenzen. Durch diese Atmosphäre hat „Autophobia“ zeitweise Chill-Out Charakter, ohne dass die BPM-Zahl gering ist. Es gelingt aber, etwa mit dem treibenden „Sojourner“, bei dem der Sänger der artverwandten Seabound einen Gastauftritt hat, oder dem poppigen „Comagirl“, genug Abwechslung zu schaffen, um auf Dauer Beliebigkeit zu verhindern. Zeitweise erinnert die Musik auch an Bands wie Detritus und Displacer, mit dem Unterschied, dass Liquid Divine konsequent Gesang einsetzen. Beim Gesang variieren Liquid Divine über den Einsatz von Gastsängern hinaus, was gut mit der musikalischen Abwechslung im Einklang steht und durch „Planet Zoo“ schön veranschaulicht wird. Meine Favoriten sind das intensive „Frontend“ und das sphärische Finale „One Day Of May 99“. Dass die beiden Leipziger schon lange von elektronischer Musik begeistert sind, kann man auch an verschiedenen Soundzitaten festmachen, wie etwa bei „Want“, wo ich Frontline Assembly zu erkennen glaube. Ein spannender Aspekt ist generell die Vielfalt der eingesetzten Sounds, die zu einer einstündigen Entdeckungsreise einlädt und nicht zuletzt dadurch dieses Album zu einem der Besten der letzten Monate macht. Als ich „Autophobia“ bekommen habe, habe ich mir das letzte Album „Black Box“ noch einmal angehört. Und ich fühlte mich ein wenig an neue Automodelle erinnert. Hier ist es ja oft so, dass ein bisher noch als schick empfundenes Modell nach der Markteinführung des Nachfolgers plötzlich alt aussieht, obwohl dieser die Stilmittel seines Vorgängers aufgreift. So geht es mir auch mit „Black Box“. Das Album gefällt mir noch gut, „Autophobia“ bleibt dem Genre treu, aber nach dem Hören des neuen Albums, klingt „Black Box“ plötzlich nicht mehr zeitgemäß. Bleibt nur zu hoffen, dass Liquid Divine nicht das Schicksal so vieler elektronischer Perlen ereilt und „Autophobia“ trotz der Flut an Veröffentlichungen die verdiente Aufmerksamkeit erhält. Selbstverständlich wäre der Erfolg nicht. Obwohl es ein interessantes und spannendes Album ist, besteht das vermeintliche Manko, dass kein „Four On The Floor“ - Clubfutter geboten wird und man dieser Art von Musik eben die nötige Aufmerksamkeit schenken muss. Nebenbei auf Zimmerlautstärke oder mit dem Finger an der Skip-Taste im Elektro-Markt, wird es schwer die Vielschichtigkeit zu erfassen. Ich kann Freunden der zum Vergleich herangezogenen Bands (sowie von Individual Totem oder mind.in.a.box) diese Scheibe nur ans Herz legen.