Passend zur Jahreszeit möchte Herbst, der Mann hinter Lantlôs, wieder locken. Auf der Futterpackung steht aber nun nicht mehr Post Black Metal, vielmehr versteckt sich da hinter "Agape", dem dritten Album des Nordrhein-Westphalen, eine gute halbe Stunde Post Rock. Vielmehr will ich nicht zum Musikstil Brimbamborium sagen, bin ich mir bei den ganzen Bezeichnungen nun auch nicht mehr sicher, was mir dazu einfallen soll. Also machen wir es klarer, machen wir es knackiger: Lantlôs haben die Handbremse gezogen und sich sanfteren und getrageneren Klangwelten zugewandt. Mal sehen, wie sie sich dort machen: ".neon" konnte mich im letzten Jahr schwer überzeugen. War der Gesang bereits von Neige (aka. Alcest) eingekeift worden, so war auch die Musik nahe an Alcest und damit einer der großen Vorreiterbands dieser sanften Spielart des Black Metal. Mastermind Herbst zeigte ein gutes Händchen dafür, sich dem engen Korsett des Genres so weit zu entziehen, dass sein Album trotz Neige's Gesang nicht wie ein reiner Kopierversuch klang und die 40 Minuten Musik höre ich bis heute immer wieder gerne. Aber "Agape" ist eindeutig nicht mehr ".neon" und müsste ich mich eigentlich als Rezensent über Entwicklung und Neuorientierung bei Nachfolgewerken freuen will der Funke bei "Agape" einfach nicht zünden. Zunächst stört mich ein äußeres Detail doch durchaus: Nach nur 35 Minuten ist Schluss. Das ist schon wirklich knapp bemessen für ein Full-Lengh Album – aber vielleicht herrscht auf dem Album ja dann jede Menge Abwechslung und ein Haufen guter Ideen wurde eben knackig komprimiert auf den Punkt gebracht.... Auch nicht wirklich. Eigentlich ist "Agape" trotz seiner kurzen Spielzeit sogar ziemlich fad. Denn mit der Abkehr vom Black Metal, der sich nur noch im 2ten Song Bliss (je Anfangs und am Ende) und in Neiges selten zu hörenden Keifen zeigt, kam die inhaltliche Dürre. "Agape" ist eine verträumte Jam-Session, ein langsames Entwickeln einzelner Riffs und Stimmungen, die sich durch das Album ziehen und zu keinem Zeitpunkt wirklich aufhorchen lassen. Katastrophal kann man das nicht nennen, eigentlich klingt das Album sogar zu jedem Zeitpunkt nett. Aber nett sollte nicht das Ziel sein, wenn man ein Album erstellt. Und sicherlich war nicht nichts Herbsts Ziel, ein Album zu veröffentlichen, dass 1A als Hintergrundberieselung dienen kann. Vielleicht ist es die Marschrichtung, die mir nicht gefallen mag – es fehlt die Emotionalität des Vorgängers, es fehlt die Härte... aber selbst wenn ich "Agape" nur für sich stehen lasse fehlt immernoch Spannung und ein Grund, warum man sich für Lantlôs und nicht für andere Vertreter der (Post) Rock Schiene entscheiden sollte. Ich drücke Herbst die Daumen, dass er in das kommende Album mehr Zeit, Herz und Elan investiert, vielleicht auch auf Neiges Gesang verzichtet und Lantlôs endlich ein eigenes und mitreißendes Gesicht verleiht... und mir ist das Genre dabei recht egal.