'Europe is Falling Apart!', eine von vielen Thesen, die Laibach auf ihrem neuen Werk 'Spectre' äußern und damit dem Geist einer neuen Zeit huldigen. Die Weltherrschaft durch eine Truppe degenerierter Nazis vom Mond zu verhindern, dazu hat Laibach zuletzt zumindest musikalisch beigetragen, nun gilt es wieder die eigenen Überzeugungen an den Mann zu bringen. Und die deckt sich mit der von vielen Menschen, die in den letzten Jahren ihren Mund aufgemacht haben um Nachrichtendiensten den Schweiss auf die Stirn zu bringen oder auch schon mal ganze Regime zu stürzen. Einen direkten Bezug zum derzeitigen Weltgeschehen rund um Kanzlerinnenhandy und Obamas NSA-Schergen bietet der Titel des Openers 'The Whistleblowers'. Zackig, wie seinerzeit bei den jungen Pionieren auf der monatlichen Wanderung durch den Harz erlebt man ein überraschendes Kunstpfeifintro, das jedoch sofort Laibach-Konformität aufweist, sobald Milos Fras die ersten Textzeilen intoniert. Mit 'We Are Millions and Millions Are One' und 'Eat Liver' kommt musikalisch neuer Wind in das Werk des slowenischen Künstlerkollektivs. Ein bisschen klingt der instrumentale Unterbau dieser Songs nach Bands wie Ladytron oder Client. Das macht die Songs einerseits zugänglicher für die breite Masse, man könnte Laibach damit jedoch auch zunehmende Kommerzialisierung vorwerfen. Erstens: Wen interessierst's, solange die Songs unterhalten (und das tun sie ganz bestimmt) und zweitens: die Band stellt sicher dass jedem Song der eigene Stempel pompös und nachhaltig aufgedrückt wird. Insbesondere 'Eat Liver' ist jetzt schon der Underground-Party-Hit der ersten Jahreshilfe. Tanz die Revolution! Nach dem musikalischen Ausfall einer anderen Band im Jahre 2008 mit einem Song dieses Titels freuen wir uns, dass das im Jahre 2014 mit Laibach umso besser klappt. Den elektronischen Gefilden eines Leonard Cohen der späten Achtziger könnte man einen Einfluss für das getragene, sehr dicht instrumentierte 'Americana' zuschreiben. Ähnlich sleazy und abgeklärt trägt Fras damit eine Ode an die Voraussetzung einer funktionierenden Revolution vor. Längst überfällig gründen Laibach zur Intensivierung ihrer ideologischen Aufklärungsarbeit in 2014 ihre eigene Partei und verteilen mit der limitierten Version des neuen Releases auch gleich das in Leinen eingebundene Partei-Büchlein. Ab dem 3. März steht die Partei für jeden offen: 'It's work is political, it's language pop-industrial'. Wer nun glaubt, das Album würde lightweight vor sich hin plätschern: nein, im Gegenteil, spätestens mit 'Eurovision' kommen Laibach auch zu ihren mehr düsteren Wurzeln. 'We Are Laibach! And you will be assimilated!', heißt es im hämmernden 'Resistance Is Futile', das mit orchestralen Passagen und prägnanten Aussagen zum zweiten herausragenden Track der Platte wird. 'Koran', als abschliessender Song des regulären Albums könnte auch von St Etienne sein, zumindest zwei Minuten lang, in denen Mina Spilar so klar wie Sarah Cracknell ganz entspannten Elektropop präsentiert. 'Spectre' überzeugt, wenn auch mehr in Richtung Pop denn je zuvor. Aber wir erinnern uns: It's language is Pop-Industrial! Man ist gespannt, was Laibach auf ihren lokalen Wahlveranstaltungen transportieren werden, die die Band ab nächsten Freitag auch für einige (Partei)Tage nach Deutschland führen wird. 'Fight for Your Right to Party for Your Right to Fight' sprechen Laibach 2013 und geben uns bis dahin einen Satz zur Reflektion...