Kraschau, das ungarische Martial Industrial-Projekt, das seit 2011 aktiv ist, kehrt nach fast neun Jahren der Stille mit einer neuen Veröffentlichung zurück, welche den martialischen Charakter seiner früheren Werke fortsetzt und dennoch aktuelle Themen aufgreift. Travail, Famille, Patrie wurde am 19. Dezember 2024 über Gradual Hate Records veröffentlicht und präsentiert sich als Konzeptwerk, das sich sowohl musikalisch als auch thematisch mit den Schattenseiten europäischer Geschichte und Kultur auseinandersetzt. Der Titel, der einst das Motto des Vichy-Regimes in Frankreich war, gibt einen klaren Hinweis darauf, dass die EP keine leichte Kost ist. Hier erwartet den Hörer eine düstere Reise durch martialischen Industrial und atmosphärische Klangcollagen.
Die EP beginnt dann auch gleich mit dem kurzen und intensiven Track „Maréchal, Nous Voilà“, der mit einer Laufzeit von nur 1:35 Minuten als Präludium dient. Der Titel ist eine direkte Referenz auf das berüchtigte Lied, das während des Vichy-Regimes populär war. Kraschau verwendet hier die typischen Sprachsamples um die historische Stimmung einzufangen, und setzt orchestrale Elemente ein, die eine unheilvolle Atmosphäre schaffen. „Denlightenment“, der zweite Track, greift die dunklen Seiten der Aufklärung auf und kombiniert mechanische Beats mit subtilen Melodien. Der Klang ist kalt, maschinell und doch hypnotisch, was den Titel zu einem Highlight der EP macht.
Mit „Jours Sombres 2024“, einem der kürzeren Stücke der EP, gelingt Kraschau eine düstere Vision der Gegenwart. Die Kombination aus schweren Percussions und verzerrten Samples zeichnet ein bedrückendes Bild, das perfekt zu dem Titel passt, der „Dunkle Tage 2024“ bedeutet. Der zentrale und wohl eindrucksvollste Track der EP ist „Révolte Contre Le Monde Moderne“. Mit einer Laufzeit von fast vier Minuten entfaltet sich hier ein Klangteppich aus martialischen Rhythmen, orchestralen Elementen und einer intensiven Klangästhetik. Der Titel, der sich auf die Kritik an der modernen Welt bezieht, greift die Essenz des Genres auf und verbindet sie mit einer fesselnden Komposition.
„Im Memoriam H.P. Pétain“ erinnert an den umstrittenen Führer des Vichy-Regimes und bietet eine verstörende Klanglandschaft, die sich durch schwere Rhythmen und melancholische Melodien auszeichnet. Kraschau schafft es hier, die Ambivalenz von Geschichte und Erinnerung auf musikalischer Ebene einzufangen. Den Abschluss bildet der Teaser-Track „Travail, Famille, Patrie“, der mit nur 1:15 Minuten die Essenz der EP zusammenfasst. Dieser kurze Ausschnitt bietet eine letzte, intensive Dosis der martialischen Ästhetik und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Fazit: Mit Travail, Famille, Patrie gelingt Kraschau ein interessantes Comeback das sowohl musikalisch als auch thematisch anspruchsvoll und schwer zu verdauen ist. Die EP bietet eine beklemmende, aber fesselnde Atmosphäre, die Fans von Martial Industrial und Dark Ambient gleichermaßen begeistern dürfte. Besonders die Verbindung von historischen Themen und moderner Klangästhetik macht dieses Werk meiner Meinung nach zu einem herausragenden Beitrag in der Szene. Die verschiedenen physischen Editionen, die Gradual Hate Records für das Frühjahr 2025 angekündigt hat, bieten Sammlern zusätzliche Anreize, diese EP in ihre Sammlung aufzunehmen. Kraschau beweist mit diesem Werk, dass das Projekt nach vielen Jahren Pause nichts von seiner Intensität und seinem künstlerischen Anspruch eingebüßt hat. Für Liebhaber des Genres ein absolutes Muss!
Kraschau - Travail, Famille, Patrie
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