Konzertbericht: Goethes Erben - Frankfurter Batschkapp

Konzertbericht Goethes Erben - Frankfurter...

Mit großen Erwartungen fand ich mich zum Konzert der Goethes Erben am 10.01.2002 in der Frankfurter Batschkapp ein. Ist doch das neue Album „Nichts bleibt wie es war“ der deutschen Formation seit seiner Erscheinung nicht mehr aus meinem CD- Player zu verbannen.

Also stand auch ich an diesem düsterkalten Winterabend vor den Türen der Batschkapp und wartete sehnsüchtig und frierend wie zahlreiche andere Fans auf den Einlaß um 20 Uhr. In dem kleinen Club herrschte eine sonderbar ruhige Atmosphäre, die ich von anderen Konzerten so nicht kannte. Als dann um 21 Uhr endlich die Lichter ausgingen und der Auftritt Oswald Henkes und seiner Band bevorstand, begann der Saal jedoch zu brodeln. Doch noch immer musste sich das Publikum mit dem Erscheinen der Gruppe gedulden, denn zunächst wurde auf einer großen Leinwand auf der Bühne ein Film über den Videodreh zu dem eingängigen Song „Glasgarten“ gezeigt. Es war schon amüsant zu sehen, welch großen Spaß Künstler der schwarzen Szene wie Oswald Henke, Mindy Kumbalek und Peter Heppner an ihrer Arbeit haben, zu Scherzen aufgelegt sind und nicht die leider häufig szenetypische Einstellung haben, besonders böse und geheimnisvoll wirken zu müssen. Es durfte also gelacht werden, was das Publikum auch mehr als bereitwillig tat.

Nach dieser gelungenen Auflockerung der Stimmung betraten nun Goethes Erben die Bühne, was natürlich mit großem Beifall bedacht wurde. Oswald Henke ließ es sich nicht nehmen, erst einmal die Fans mit seiner sympathischen Art zu begrüßen um gleich darauf einen „Eissturm“ durch den Saal fegen zu lassen. Schon mit dem ersten Ton hatten die Erben das Publikum auf ihrer Seite- und das sollte sich auch den ganzen Abend nicht mehr ändern. Mit dem Song „Vermisster Traum“ ging es im Programm weiter, zudem Oswald Henke zunächst eine Geschichte über den Wegbegleiter seiner Kindheit, einer roten Puppe namens „Loli“, zum Besten gab. Da auch die CD „Nichts bleibt wie es war“ als ein Ganzes anzusehen ist, das sich in „Zeit nachzudenken“, „Zornige Utopien“ und „Resümee“ unterteilt, ist es nicht weiter verwunderlich, dass die darauf folgenden Stücke „Ganz still“ und „Paradoxe Stille“ waren. Schon jetzt hatten es Goethes Erben und vor allem ihr charismatischer Frontmann geschafft, mich und die gesamte Menge in ihren Bann zu ziehen. Selten habe ich eine Band erlebt, die live genauso gut klingt wie auf CD- Goethes Erben sind Eine dieser wenigen!

Mit dem nächsten Stück „Glasgarten“ brachte die Gruppe nun endgültig die Masse zum kochen (wenn auch leider ohne die Unterstützung von Peter Heppner, der schon bei der ersten Tour dabei war). Weiter ging es mit „Nichts bleibt wie es war“ und „Himmelgrau“ zu denen Oswald Henke wild über die Bühne fegte. Bevor dann die ersten Töne von „Ganz sanft“ erklangen, überzeugte Henke mit seiner humorvollen Ader. Er zog sich zwei Handpuppen (Gott und Teufel) über, um den Inhalt dieses Stückes nachzuspielen. Überhaupt gaben sich die Erben große Mühe, eine lockere Atmosphäre zwischen ihnen und den Fans aufzubauen, was nicht zuletzt durch die persönlichen Ansprachen Oswald Henkes an die Menge zwischen den einzelnen Stücken gelang.

Nach dem nächsten Lied „Rotleuchtende einst weiße Engel“ kehrte wieder etwas Stille ein, da sich Henke umringt von Bassisten und Gitarrist auf einem Podest niederließ um eindrucksvoll den Text von „Fleischschuld“ zum Besten zu geben. Zwischendurch, einige, darunter auch ich, dachten zunächst wohl es gehöre zu der Perfomance, stürmte der Frontmann an den Bühnenrand um eine Frau aus dem Gedränge zu ziehen und sie eiligst nach hinten zu tragen. Nach seiner Rückkehr teilte er dem Publikum allerdings mit, dass die Gute wohl leicht kollabiert, jedoch schon wieder wach sei. Danach ging es weiter mit „Zimmer 34“, bei welchem Oswald Henke Neonröhren und Leuchtstäbe an die Menge verteilte um die „kalte“ Stimmung dieses Stücks noch zu verdeutlichen. Mitleid mit denen, die direkt an der Bühne standen- sie mussten während des ganzen Liedes die Lichtquellen hoch über den Köpfen halten.

Den Abschluß der „Geschichte“ machten wie auch auf CD die Songs „Nur ein Narr“, „Was war bleibt“, „Schreiheit“ und natürlich „Mensch sein“, welches mit frenetischem Beifall bedacht wurde. Wer dachte, dass das Konzert hiermit zu seinem Ende gelangt wäre, wurde schnell eines Besseren belehrt, als Goethes Erben nach nicht enden wollendem Applaus wieder die Bühne betraten. Insgesamt mussten sie dies drei mal tun und gaben etliche Zugaben zum Besten. Darunter auch „Zinnsoldat“ und „Gleiten“ von dem Album „Schach ist nicht das Leben“.

Daraufhin war der Abend mit Goethes Erben dann wirklich zu Ende, was ich mit tiefem Bedauern zur Kenntnis nehmen musste. Noch jetzt bin ich vollkommen berauscht, wenn ich an dieses Konzert zurückdenke. Sicher ist, dass die Erben wieder einmal bewiesen haben, dass sie eine der genialsten deutschen Bands sind und mich auf jeden Fall als treuen Fan behalten werden!

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