Joy Shannon - An Chailleach

Joy Shannon - An Chailleach

Joy Shannon hat uns ein neues Neofolk-Album beschert, und diesmal geht es ziemlich frostig zur Sache – passend zur düsteren Göttin des Winters, An Chailleach Bhéara (hatte sieben Leben und sieben Männer), die in der irischen Mythologie irgendwo zwischen „eisig-erhaben“ und „leicht einschüchternd“ angesiedelt ist. Shannon versucht, dieser mystischen Figur musikalisch Leben einzuhauchen, und das, nun ja, gelingt mal besser, mal weniger frostig-fesselnd.

Dabei hat sie sich eine illustre Truppe an Künstler*innen mit ins Studio geholt, darunter die Dark-Folk-Band Osi and the Jupiter, Ambient-Zauberin Leila Abdul-Rauf, die ethereal-metallische Jessica Way von Worm Ouroboros, und – Trommelwirbel – Kehlkopfsänger und Schamane Kai Uwe Faust von Heilung, der hier mehr für mystische Vibes sorgt als ein Eiszapfen im Nacken. Auch Folk-Metal-Liebhaber Aerial Ruin und die düstere Songwriterin Emily Jane White sind mit am Start. Ja, die Liste ist lang, und die Erwartungen könnten kaum höher sein.

Aber ganz ehrlich: Das Album ist nicht jedermanns Sache. Natürlich gibt’s Highlights – der Track Cailleach hat dieses düstere Ritual-Feeling, bei dem man beinahe glaubt, sich mit einer Tasse Glühwein am Lagerfeuer einer archaischen Zeremonie beizuwohnen. Die Atmosphäre, die Shannon und ihre Crew hier schaffen, ist oft atemberaubend, und wer die Augen schließt, kann die rauen Winde der Highlands fast spüren. Doch stellenweise scheint der Versuch, uns die Kälte des Winters spüren zu lassen, etwas zu wörtlich genommen worden zu sein. Einige Songs wirken mir – bei aller Liebe zur Dunkelheit – fast zu rau und ruhig.

Und dennoch: Shannon schafft es, eine spezielle Verbindung zwischen ihren keltischen Wurzeln und einer modernen, fast schamanischen Aura herzustellen. Auch wenn die Songs nicht durchweg leicht zugänglich sind, hat das Album etwas, das zum Staunen und Nachdenken einlädt. Man muss sich nur darauf einlassen, denn An Chailleach fordert Hingabe und ein Faible für das Unergründliche. Aber Achtung, kein Album für eine launige Autofahrt – hier sollte man sich ein heißes Getränk schnappen und in eine gemütliche Decke einwickeln, um diesen Neofolk-Soundtrack des Winters auf sich wirken zu lassen.

Wer also schon immer mal das Gefühl hatte, von einer winterlichen Göttin persönlich eingesungen zu werden – das hier ist eure Chance. Ein Album, das polarisieren wird, sicher, aber in jedem Fall eine tiefgründige und dunkle Erfahrung, die ihre Höhen und Tiefen hat.

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