Nanu? Gab es etwa Zuwachs im Hause Jesus On Extasy? Oder liegt es daran, dass man scheinbar nur Augen für Gitarrist Chai Deveraux hatte und deswegen jetzt leicht verwundert den fünften Mann auf dem CD-Cover erblickt? Nein, nein, ganz so selektiv ist die Wahrnehmung glücklicherweise nun doch nicht gewesen ... aber ein Blick ins MySpace bringt Licht ins Dunkel: BJ, heißt der Gute, hat seine Position hinter der Schießbude und löst Gott sei Dank den nervigen Drumcomputer ab. Ein Jahr ist nun seit der Veröffentlichung ihres Debüt-Albums „Holy Beauty“ vergangen und angepriesen wurden sie als die Revolutionäre des Industrials gegen ein Genre, das sich verbraucht hatte. Ihre Lösung: Ein Mix aus Post-Industrial und Glam-Rock. Mit diesem Hintergrundwissen und Erwartungen im Cortex ist der neue Longplayer, leider genauso wie der letzte - eher enttäuschend. Sorry – aber Musikgeschichte wird hier nicht geschrieben. Insgesamt bieten die Jungs und Mädels aus dem Ruhrgebiet eher flache, seichte und zu poppige Nummern, bei denen Melodie, Energie, Innovation und irgendwie ein eigener Stil vermisst wird. Zugegeben ein paar nette Riffs sind vorhanden und viele Refrains auch recht gelungen. Allerdings wirken die Vocal Parts zwischen den Refrains langatmig, trist und lassen eigentlich nur warten und hoffen, dass Besserung gelobt wird. Die Stimme des Sängers Dorian Deveraux (warum tragen Sänger und Gitarrist eigentlich den selben Künstler-Nachnamen?) kann ohne musikalische Untermalung leider nicht wirklich begeistern. Im Gegensatz dazu weiß der Opener „Beloved Enemy“ ziemlich gut zu rocken und setzt die Messlatte schon fast etwas zu hoch, da die folgenden Songs daran nicht mehr anzuknüpfen wissen. Eine schöne eingängige Rock-Nummer, die sicherlich Hit-Potential ihr eigen nennt. Doch nun endet die Begeisterung auch fast schon wieder. Bereits der zweite Track „Change The World“ wirkt viel zu monoton und nichtssagend. Etwas herausragender ist das nachfolgende Stück „Direct Injection“, welches gerade für den abendlichen Club-Besuch mit seiner elektronisch und gut tanzbaren Art sehr gut geeignet ist. Ein Rausreißer der negativen Sorte ist „Stay with Me“. Man scheint sich hier einigen Glam-Rock-Klischees zu bedienen. Doch mit den viel zu hoch angesetzten gesanglichen Einlagen erinnert das wohl eher an einen pubertären Jüngling, der gerade die Freude des weiblichen Geschlechts entdeckt hat. Vom Ansatz her ganz nette Nummer. Setzen wir das bloß noch alles eine Oktave tiefer und wir wären wieder im Game... Weiterhin versucht das Quintett wie in der aggressiven und zum nachdenken anregenden Ballade „Lies“ und dem nächsten Anspieltipp “The Last Day Of My Life“ durch Schreigesang und dem Drift in die Industrial-Ecke aufzulockern. Aber irgendwie erinnert das Alles nur an Bands wie Marilyn Manson, Dope Stars Inc. und diverse New-Metal Combos. Es fehlt der eigene Touch, das gewisse Etwas, die eine Band unverwechselbar macht. Betont werden muss an dieser Stelle, dass „Beloved Enemy“ einer der Longplayer ist, die einige Durchgänge im heimischen CD-Player benötigen um dann doch noch zu imponieren – zumindest im Vergleich zum ersten Eindruck, welcher einen nicht unbedingt vom Hocker haut. Es hakt einfach noch an zu vielen Stellen. Ein Hauch von Enttäuschung hängt dem Ganzen dennoch hinterher. Gut, musikalisch wird zwar keine Innovation geboten, aber ist ja auch keine notwendige Vorraussetzung für ein gelungenes Album. Jedoch ist deutlich zu erkennen, dass „Jesus On Extasy“ sich weiterentwickelt und durchaus das Zeug dazu haben noch wesentlich bessere Alben auf den Markt zu schmeißen. Vielleicht klappt’s ja beim nächsten Mal besser.