Jesus And The Gurus - Wut + Zorn = Revolution

Es rumort kräftig in der kleinen neutralen Schweiz. Nach über zwei Jahren Veröffentlichungspause treten drei extrem unbeugsame Heilsbringer wieder einmal vor die Schwelle ihres Gotteshauses im Alpenstaat, um mit der Welt abzurechnen. Und das mit einer einfachen Gleichung, die in der jüngsten Vergangenheit ja durchaus aufzugehen schien: Wut + Zorn = Revolution. Jesus and the Gurus, als Individuen unter den nicht so ernst zu nehmenden „Künstlernamen“ Son ov David, Gabriell Medicine und Tom Alien bekannt, stochern mit ihren bösen Fingern tief in der Wunde unserer zutiefst verletzten Welt, geschunden von Kriegen, misratener (Welt-)Politik, zügellosem Konsumverhalten, gesellschaftlichem Stumpfsinn und einem schrecklichen Fehlverständnis dessen, was als Kunst und Kultur gelten kann. Damit das Trio infernale in seiner gnadenlosen Abrechnung auch ja nicht missverstanden wird, schmettert es seine provokanten, zynischen Texte diesmal gänzlich in reinem Deutsch mit heftigst rollendem „R“ um die Ohren, und einem schlichten, aber recht effektiven Reimschema. Mit ihrem martialischen Industrial-Metal-Bombast, irgendwo zwischen Rammstein und Laibach, walzen Jesus and the Gurus schonungslos das Weltbild einer ganzen verirrten Generation platt und transportieren mit jeder Textzeile so viel ernüchternde Wahrheit, dass man danach erst einmal keine Nachrichten mehr sehen und keine Tageszeitung mehr lesen möchte. Jesus and the Gurus wären aber nicht selbige, wenn hinter allem nicht auch ein Quäntchen schwarzer Humor stünde. Denn wer will vom Musik hören schon Depressionen bekommen? Vielleicht hätte ja (der echte) Jesus heute gesagt: Nicht traurig sollt ihr sein, sondern tanzen, tanzen! Das klappt mit „Wut + Zorn = Revolution“ ganz prächtig. Donnernde Miltary-Drums, brachiale Gitarrenwände, düstere Synthies mit Hang zu Auflügen ins Noisige treiben einem schon nach wenigen Liedern den Schweiß auf die Stirn, gepusht von der Stimme des Son ov David, die der eines Till Lindemann in nichts nachstehen will. Wer sich vorab nur die Tracklist des Albums ansieht, mag sich vielleicht mit einem gelangweilten „ach nö“ abwenden. Tatsächlich bieten aber Stücke wie „Herrenrasse“, „Eisen und Blut“ oder „Mensch marschiere“ inhaltlich weitaus mehr als vielleicht erwartet – abgesehen vom kleinen musikalischen Geniestreich, den Jesus and the Gurus wieder einmal hingelegt haben. Das Album ist nicht nur vom ersten bis zum letzten Song stimmtig, es hat Hand und Fuß, Kopf, Herz und Verstand – und glücklicherweise immer noch das nötige Mindestmaß an gesundem Humor. Bravo!

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