Mit "Carnivore" legen "IWR" gleich den fünften Gang für ihr Album "Ground Zero" ein. Einprägsame Melodien, der passende clubtaugliche Beat und bei den Vocals kommt der Einsatz eines Vocoders nicht zu kurz. Da könnte man gerade meinen, es klingt doch wie viele andere Elektro-Formationen, die EBM mit Dark-Wave-Elementen verbinden. Blättert man das Booklet auch noch durch, sieht man einen schwarzer Hintergrund und den massiven Einsatz roter Farbe, die Bandmitglieder schauen bös auf den Fotos, da könnte man wirklich meinen es handelt sich nur um eine von vielen Bands, die im Wasser mitschwimmen möchte. Doch man sollte sich beim israelischen Duo nicht davon blenden lassen, denn zwar erfinden sie nichts neu, aber das Ergebnis lässt sich definitiv hören. Wie gesagt, sie legen schon zum Start den fünften Gang ein, der bei "Sleepwalker" runtergeschalten wird. Wie es der Titel erahnen lässt, ist ein langsamerer Beat unterlegt und der Sänger Maor Appelbaum setzt seinen Vocoder dezenter ein. Bei "Access Denied" hört man erstmals auch weibliche Vocals. Erinnert ein wenig an das "Engel&Teufel" Konzept, da die Vocals gesungen von Jasmin Vodonos sehr klar und auch hoch gehalten sind. Passen aber gut zu den treibenden Beats und verzerrten aggressiven Vocals von Maor. "Crimes of insanity" lässt nun die Vermutung aufkommen, dass sich die Tracks bei "Ground Zero" in Bezug auf die Beatgeschwindigkeit abwechseln, doch dem ist nicht so, denn im Verlauf des Albums wird diese Struktur durchbrochen. Mein persönlicher Anspieltipp ist "Victimized", der mit einer kleinen einfachen Notefolge den Hörer aus der düsteren Atmosphäre reißt. Zum Schluss der Fahrt mit "Ground Zero" legt das Duo nicht den ersten Gang ein, wie der Beginn von "My Ruin (Bed of nails)" vielleicht vermuten lassen würde, da ein Piano eingesetzt wird und eine hauchende weibliche Stimme zu hören ist, aber Maor meldet sich mit seinen verzerrten Vocals und auch musikalisch gehört es eher zu den schnelleren Stücken des Albums. IWR bauen konsequent eine düstere Atmosphäre auf, vor allem durch die verzerrten Vocals, die Samples und die verwendeten Melodien. Mit dem Einsatz weiblicher Vocals bieten sie dem Hörer einen interessanten Gegenpol; und doch gehört "Ground Zero" zu den Alben, die man nicht zu oft hintereinander hören sollte, ansonten wird man ihm schnell überdrüssig. "Ground Zero" erscheint auch als limitierte Edition mit einer Bonus CD. Ich stehe solchen Veröffentlichungen oft skeptisch gegenüber, denn nicht so oft, haben sich solche CDs als Mogelpackungen herausgestellt, da einfach etwas beigelegt wird, was man ein-/zweimal hört und dann doch nicht mehr in den Player landet. So finden sich Remixe der Clubträchtigen Tracks des Albums "Carnivore", "Pulsar" und "Access Denied" wieder. Die veränderten Versionen der angesprochenen Lieder sind im Großen und Ganzen wirklich gelungen. Der Tiefpunkt ist der „Regenerator featuring Vega Pink Remix“ von „Carnivore“. Dabei fängt es so gut mit Streichern an, die dann von einem langweiligen an Euro Dance erinnernden Beat unterlegt werden. Die verzerrten Vocals sind unverändert geblieben, aber beim Refrain werden noch weibliche Vocals eingesetzt, die schon beim ersten Mal einfach nervtötend sind. Doch der Hörer wird weiterhin gequält, als es noch eine gerappte Passage gibt. Also, Finger weg von diesem Remix. Doch es gibt auch Remixe, da bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich die Album Version noch vorziehen soll, wie z.B. beim "Supreme Court Remix" von "Access Denied". Zuerst hört man weibliche Vocals und entspannende Synths, die von den verzerrten Vocals von Maor und krachenden Beats abgelöst werden. Könnte tatsächlich ein Clubhit werden. Auf der Bonus CD hat man noch einiges zu entdecken. Was ich an "Ground Zero" vermisst habe, ist dass die Band nicht auf Hebräisch singt. Wann hat man die Möglichkeit, EBM mit verzerrten hebräischen Vocals zu hören?