Ithildin, ein von den Nordor aus Mithil geschmiedetes Metal, das auf Mondlicht reagierend zum Beispiel das Westtor von Khazad-Dûm zierte, ist Namensgeber für ein weiteres Juwel musikalischer Magie. Und da die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen insbesondere pandemiebedingt zur mentalen Flucht an zauberhafte Orte auffordern, folge ich Guillaume P. Trépanier gerne auf seinem Weg an klassische Orte in Mittelerde. Denn obschon sein Dungeon Synth Debut äußerlich wenig beeindruckt, lohnt es sich ausgesprochen, ‚A long-expected party‘ zu folgen.

Das an die Zeichentrickverfilmung des Herr der Ringe erinnernde, selbstgemalte Artwork zeigt Gandalf, der die Stufen von Bag End emporsteigt. Auch die Titel machen klar, wo Guillaume P. Trépanier seine 10 Lieder sieht, welche Stimmung vermittelt werden soll. Kann das überhaupt noch reizvoll sein? Schon wieder Tolkien und dann noch nicht einmal Nebenpfade sondern die klassischen Motive, die ganz sicher jeder kennt, der sich im Dungeon Synth Wald verirrt hat. Was kann man da denn noch hinzufügen? Was will da denn noch aufhorchen lassen? Nun, es ist eigentlich ganz einfach – Artwork und Benennung geben zwar Hinweise darauf, an was der Musiker hinter den großartigen Dosenklängen dachte, als er sie komponierte. Jedoch, und das ist das Gute an dieser Musikrichtung, dem Hörer ist selbst überlassen, wohin ihn seine Gedanken beim Lauschen tragen. Es ist dabei wie für das Genre unvermeidbar, ein schmaler Grad zwischen belanglos/langweiliger Keyboardmusik und ergreifender Musik – Ithildin gelingt es in meinen Ohren konsequent, sanft mitzureißen. Wenige Perkussion, minimalste Spurnutzung und kurze Spielzeiten grenzen Ithildin angenehm ab vom Wahnsinn vieler Dungeon Synth Projekte, die denken, ein Lied unter 10 Minuten ist Teufelswerk. ‚A long-expected party‘ wirkt wie ein schlüssiger Soundtrack zu eher sanften, ruhigen Sequenzen, wenig dramatisch, wenig episch sondern mehr das Leben in allen Facetten beschreibend. Gerade bei „A very nice well-spoken gentlehobbit“, dem folgenden „An old grey man, bent and troubled“ und kurz vor dem Abschluss „Sitting in the dark, deep in thought“ kann ich gar nicht anders, als mich aus dem Hier und Jetzt auszuklinken. Ithildin gelingen wunderschöne Kompositionen.

Es ist wie es ist: Wer es nicht hören kann oder will, der wird dem Dungeon Synth weiterhin wenig abgewinnen können. Die Zielgruppe sind vor allem Black Metaller, die ihre Musik am liebsten ohne Saiteninstrumente, Drums und Vocals genießen, Fans von Rollenspielesoundtracks (vor allem der 90er) und allen, die ein Faible für künstlich klingende orchestrale Klänge haben. All denjenigen lege ich aber Ithildins Debut wärmstens ans Herz, denn selten kommt es in diesem Genre vor, dass mich ein Album auf seiner Gesamtlänge mitreißt und seine Einzelteile genauso zauberhaft für sich stehen. Keine Ausfälle, nur wunderschöne Musik. Zugreifen!

 

Ithildin

A long-expected party

 

15.02.2021

Eigenproduktion

 

https://ithildin.bandcamp.com/releases

 

01. Full of tunnels stuffed with treasure
02. A very nice well-spoken gentlehobbit
03. An old grey man, bent and troubled
04. (Apparently) perpetual youth as well as (reputedly) inexhaustible wealth
05. There were green trees with trunks of dark smoke
06. His cloaked figure quickly vanished into the twilight
07. Shadowfax
08. Dwellers of the Ettenmoors
09. Sitting in the dark, deep in thought
10. The shire, with woods and fields and little rivers