Wenige Monate nach dem Debüt ‚The nothing has defeated Atreyu‘ bringt der namenlose Herr aus Norditalien ein neues Album heraus: Für vorliegendes Werk hat er sich in einer sommerlichen Waldidylle ablichten lassen, aber statt Pandalook und Nieten gibt es wieder legeres Schwarz und dieses Mal Baseball Cap – Black Metal ist auch nicht mehr, was es mal war. Aber Iscuron ist eben ein Solo Projekt, dass bereits mit dem Debüt einige eher untypische Sounds wagte und das ändert sich bei ‚The pursuit of unhappiness‘ nicht. Aber kann der Mann in so kurzer Zeit ein zweites Mal liefern? Ja, mehr als das!

Bereits mit dem ersten Durchlauf war ich hingerissen von diesem herrlichen Trip zwischen Nostalgie und dezentem Wahnsinn. Das ausgesprochen schöne Coverartwork und der Albumtitel suggerieren einen traditionelleren Sound, vielleicht von einem Atmospheric/Symphonic Black Metal und irgendwie stimmt das auch. Iscuron klingt sehr nach Dimmu Borgir im Übergang zwischen „Stormblast“ und ‚Enthrone Darkness Triumphant‘, gerade der pompöse und dennoch deutlich künstlich klingende Keyboardklang ist für mich ein deutlicher Pluspunkt. Es klingt schön, ich mag den Sound. Er hält die Waage aus Moderne und klassischem norwegischen Sound, guter Produktion und doch etwas dumpfen Selbstmacher Sound. Dazu kommt etwas tunnelig abgemischter Gesang, Konservendrums, die nicht einmal ansatzweise versuchen, einen echten Drummer darzustellen, sondern fröhlich-hysterisch vor sich hin rattern und angenehme, aber eher weniger im Vordergrund stehende Riffs. Man muss es künstlich mögen, überfrachtet und dann braucht man auch eine gewisse Toleranz, wenn es um technoidere Elektronik geht – denn Iscuron liebäugelt ab und an mit wabernden, schnellen und vor allem eher zu Trance und Techno passenden Synth-Parts. Dabei gelingt es, dass das Ganze kein missglückter Umdeutungsprozess darstellt, bei dem Iscuron das Rad neu erfinden wollen. Nein, man mischt unter eine bereits dichte und vor allem nostalgische Ur-Suppe melodischen Black Metals noch eine weitere Zutat, die erstaunlich harmonisch dazu passt.

Oft musste ich beim Keyboardsound an Raventhrone denken, Bal Sagoth, wenn es um den kitschig-bunten Wahnsinn geht. Aber vor allem muss ich Iscuron einen sehr eigenen Sound attestieren – und zwar einen verdammt guten. Und damit nicht genug: Auf ‚The pursuit of unhappiness‘ finden sich nur Kracher und insbesondere der Titeltrack „Village of the evil cult“ haben mich vollends mitgerissen. Ja, zum Jahresende gibt es also noch ein weiteres Highlight des Jahres für meine Sammlung.

Ich fasse mich kurz: Hier sollte man reinhören. Positiv, leicht, überdreht und doch alle klassischen Elemente beinhaltend, die man in den 90ern mochte – Iscuron verweben bekannte Sounds zu einer ungewohnten und tollen Mixtur und sollten zumindest mit einem Lauschangriff belohnt werden. Daumen hoch!

 

Iscuron

The pursuit of unhappiness

 

01.12.2021

Vacula Productions

 

https://www.facebook.com/iscuronofficial

 

01. This fog will not dispel
02. The pursuit of unhappiness
03. Europa
04. Village of the evil cult
05. The monastery of sorrow
06. The north star no longer shines