Iscuron ist eine EinMannKapelle aus Norditalien und ‚The nothing has defeated Atreyu‘ das Debut, das im zweiten Jahr des Bestehens via Bandcamp Download für einen 5er feilgeboten wird. Soloprojekte im schwarzmetallischen Bereich? Keine Seltenheit und kein Indikator für das, was einem da um die Ohren gehauen werden mag. Symphonisch, atmosphärisch, mittelalterlich soll die Musik sein. Weniger mystisch wirkt der nicht ganz jung erscheinende Herr an der Schuppenwand, der sich hinter dem Projekt verbirgt und namenlos in den metal-archives.com geführt wird. Da man auch ansonsten mit Informationen geizte und ich auch keine Hinweise auf Vorgängerprojekte fand bleibt nur der Sprung ins kalte Wasser. Auf geht’s.

Atreyu (mit é oder e) hats wohl nicht geschafft, das Nichts nahm ihn mit. Wer bei dem Namen ein fernes Klingeln im Hinterkopf hörte, hat in seiner Jugend sicherlich Die unendliche Geschichte gelesen oder gesehen. Heutzutage ein wenig aus der Mode gekommen waren die Geschichten von Bastian, Fuchur, der kindlichen Kaiserin und eben jenem kleinen Jäger der Einstieg vieler in fantastische Weiten. Und für das Fundament einer Platte, auf der eher unverständliche Texte vorgetragen werden reicht dieses kurze Aufflammen positiv gefärbter Erinnerungen mehr als aus und zusammen mit dem recht netten Cover kann man sich wohl freuen auf etwas Epik, etwas Dramatik. Im Geiste zieht man von der Erwartung noch etwas ab, weiß man ja, dass das Album das erste Lebenszeichen ist und Iscuron bei allem anscheinend komplett alleine agiert. Passt das?

Ja und nein. Denn was man als Freund schwarzmetallischer Kost benötigt sind starke Nerven und die Bereitschaft, gewohnte Pfade zu verlassen, ohne die neuen gleich zu verdammen. Denn im Kern ist ‚The nothing has defeated Atreyu‘ ein an frühe Dimmu Borgir erinnernde Angelegenheit, bei der aber die Elektronik auf unerwartete Weise in den Vordergrund gerückt wurden: Die Gitarren sind vorhanden, aber wenig erwähnenswert, die Vocals pendeln zwischen stark verhalltem Erzählen und Tunnelfauschen a la Leviathan. Die Programmierung der Drums klingt nach einer eskalierten Tupperparty, einige Male zu monoton und eigentlich schrecklich, aber ihre Künstlichkeit passt, denn die Klänge aus dem Keyboard lassen vermuten, Rolf Zuckowsky versucht, schwarzmetallische Epik mit Eurotrash zu verbinden. Man versucht nicht erst, diese Sounds Natürlich klingen zu lassen, man unterstreicht ihre Künstlichkeit mit einem Edding. Und spätestens ab der „Mighty winter night“ nahm man vor dem Einspielen der Keyboards aufputschende Mittel. Schnell, technoid, schrill. Ich erinnere das Projekt Odhinn, das 1998 mit ‚The north brigade‘ einen ähnlich künstlichen Stresstest hervorbrachte. Aber anders als jenes habe ich mit Iscuron Spaß. Ich kann alle mittelmäßigen bis abwertenden Urteile im Netz gut verstehen, könnte so etwas auch nicht all zu oft hören, aber ‚The nothing has defeated Atreyu‘ ist deswegen kein Fehlschlag. Nur speziell.

Mir hat es mit einigen Einschränkungen gefallen, es ist definitiv kein Trash-so-schlecht-dass-es-gut-ist Vergnügen, sondern ein Vollkommen-überladen-und-immer-zu-viel-des-Guten. Ich empfehle, die ersten beiden Songs, den Titeltrack und den Anfang vom „Everlasting realm“ – es kann ein großer Spaß werden.

 

Iscuron

The nothing has defeated Atreyu

 

11.01.2021

Eigenproduktion

 

https://iscuron.bandcamp.com/releases

 

01. The silent storm
02. Princess of a dead land
03. Mighty winter night
04. Everlasting realm
05. The nothing has defeated Atreyu
06. Caterina 1667
07. In the darkness