Es gibt Alben, die auf Anhieb zu begeistern vermögen, deren Halbwertszeit jedoch überschaubar ist. Es gibt Alben, die ablenken, die Spaß machen, die zur Bewegung animieren, Alben, die vielleicht sogar nur in Clubs funktionieren. Und es gibt Alben, sehr wenige Alben, die das Bewusstsein verändern, den Moment, die das Hier und Jetzt aus den Angeln heben, die schwer mit Worten zu fassen sind, so schwer zu fassen wie ein flüchtiges Gefühl, ein Hauch des Glücks, der Freude, der Trauer.

Die bulgarische Formation Irfan um Sängerin Denitza Seraphimova (seit 2006 in Mutterschutz, inzwischen übernimmt Vladislava Todorova den Gesang. "Seraphim" wurde allerdings noch von Denitza Seraphimova eingesungen.) hat mit ihrem Album "Seraphim" ein solches Album vorgelegt. "Seraphim" ist Magie, Kraft, Schönheit und Anmut. Ein Juwel mit kaum zu beschreibender Strahlkraft. Doch wer ist diese Gruppe mit dem wundervollen und mächtigen Namen, die ein solches Werk erschaffen hat? Das Wort "Irfan" ist dem Sufismus, der islamischen Mystik entlehnt und kann mit Gnosis, religiösem Geheimwissen oder Offenbarung übersetzt werden. Irfans Wurzeln liegen in den Jahren 2001 und 2002, inzwischen vom multiinstrumentalen Quartett zum Quintett angewachsen. Kunst, Philosophie, Theologie, Geschichte und Ethnologie sind seit jeher Inspirations- und Kraftquelle der außergewöhnlichen Musiker aus dem Land am Schwarzen Meer.

Losgelöst von Zeit und Raum kennt deren stark den volkstümlichen musikalischen Traditionen Bulgariens, Persiens, Nordafrikas sowie des Kaukasus und Balkans verbundene Klangkosmos keine Grenzen und bezieht sogar traditionelle Aspekte des Byzantinismus sowie des europäischen Mittelalters in seine Kompositionen mit ein. Ähnlich wie Dead can Dance, Saraband, Faun oder Le mystère de voix bulgares arbeiten Irfan mit einer atemberaubenden und faszinierenden Vielfalt an traditionellen Saiten-, Blas- und Percussion-Instrumenten: Neben Lauteninstrumenten wie dem Oud oder der Saz finden auch die exotischen Klänge eines persischen oder indischen Santur, eine Art Hackbrett, sowie die auf dem Balkan stark verbreitete Tambura, das armenische Duduk, die Darbouka oder die Gambe (auch Kniegeige genannt) Eingang in ihre Musik. In Verbindung mit der einzigartigen, aber auch stark an Lisa Gerrard erinnernden Stimme von Denitza Seraphimova sowie den sakral geprägten männlichen Chorälen und Gesangsstimmen entpuppt sich das dem selbstbetitelten Debüt (2002) folgende zweite Album "Seraphim" als spirituelle, meditative Reise, der ein besonderer Zauber innewohnt, eine Reise auf unbekannten Wegen, durch Licht und Dunkel, durch verschiedene Epochen und Kulturen, eine Reise, die Kraft und Hoffnung gibt und den Weg zu sich selbst zu öffnen vermag.

Mit der Musik von Irfan wird die Welt im Hier und Jetzt für einen Moment bedeutungslos … Wer das Geheimnis und den Zauber Irfans selbst erleben möchte, hat in diesem Jahr mehrmals die Gelegenheit dazu. Neben einem Auftritt in Berlin wird die Formation auf dem WGT sowie auf dem M’era Luna ein Gastspiel geben.