Verspielte, leicht experimentelle elektronische Soundcollagen, Aggressivität, harte und klare Beats, sowie zwei gut miteinander harmonierende Stimmen und ein orientalischer Schimmer in den Songs - das sind die Zutaten für die Songs auf dem dritten Album 'Advanced Revelation' des Londoner Projektes Inertia (aka Reza Udhin und Alexys B.). Diese dann noch nach State of the Art produziert und fertig! Leider nicht ganz. Aber: Der Reihe nach... Den Anfang macht ein sehr experimentell angehauchtes Intro ('Atom'), um dann dem ersten Kracher Platz zu machen ('Gravity') - hart, aggressiv, tanzbar, harmonisch, super. Weiter geht es mit 'Reset', das vor allem durch seinen Refrain überzeugt, leider aber auch schon teilweise mit ein paar Längen aufwartet und nahtlos in Track Numero Quattro übergeht - warum hier ein Song in zwei aufgeteilt wurde, ist mir schleierhaft, aber egal - man muß ja nicht alles verstehen. Numero Quattro ('The Place') kommt also als (fast nur) Instrumental-Einlage daher, die weitestgehend überzeugen kann; harmonisch und nett anzuhören. Das monotone 'Void' ist dann wieder etwas zum Abtanzen - gut gemacht, genau wie 'No Defect', die erste Single aus dem Album. Danach ist es dann Zeit für ein kurzes Verschnaufpäuschen und der Chill-Out wird mit ein bißchen Orientambiente und dem Instrumental 'Nova' realisiert, bevor wir zum ersten Höhepunkt auf dieser CD mit Namen 'Victims' kommen - ein klasse Song, eindringlich monoton mit schönen Harmonien und gewürzt mit rotzigen Gitarren. 'Porno Girl' ist der Name des nächsten Stückes, das auch durchaus noch sehr fetzig rüberkommt, aber auch schon wieder einige Längen aufweist. Das mit 5 Minuten und 7 Sekunden längste Instrumental des Albums folgt und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Inertia hier ein bißchen auf Zeit spielt, schade. Das folgende Werbungssample ('Drive-In') ist auch mehr ein Lückenfüller, bevor mit 'Obsession' wieder Gas gegeben wird. Aber irgendwie merkt man langsam, daß hier ein bißchen Atmosphäre und Seele fehlt. 'Rise', das 13. Teilchen im Puzzle, ist leider auch das schwächste - abgesehen vom Refrain kann der Song mich überhaupt nicht für sich einnehmen. Anschließend: Chill-Out-Time mit 'Eosm', bevor der 2. Höhepunkt in der Stimme von Alexys B. naht: 'Fly' ist wieder ein wahres Hörvergnügen. 'Bodynoise' dann wird für meinen Geschmack wieder etwas zu lang ausgereizt. Die nächste rein instrumentelle Einlage, die auf den Namen 'Expo' hört, hat dagegen schon wieder etwas Bestechendes: zwar extrem monoton und sich wiederholend, doch entsteht hier ein Hauch Atmosphäre. Das Schlusslicht 'Pathfinder' ist noch einmal ein aggressives, tanzbares Stück, jedoch kein weiterer, abschließender Höhepunkt. Mit 18 ausgewiesenen Stücken wird dem erwartungsvollen Ohr schon einiges versprochen: Hier bekommst Du mehr als bei anderen CDs. Wie man aber beim Durchhören merkt: Leider nicht ganz. Insgesamt gesehen, sind schon viele sehr gute Songs auf 'Advanced Revelation' enthalten, aber letzlich fehlt mir das entscheidende Quentchen, die Seele in der Musik und es sind auch eindeutig zu viele Passagen vorhanden, die man gerne überspringen würde... So überzeugt ich von dem Talent bin, das sich hinter Inertia verbirgt, so bin ich mir hier ganz sicher: Weniger wäre mehr gewesen... Wirklich schade, aber noch ist ja nicht aller Tage Abend.