Mit Kunst und Musik ist es immer so eine Sache, denn entweder es ist zuviel Kunst und die Musik bleibt auf der Strecke oder es ist genau andersrum. Incite/ schaffen den Spagat zwischen beidem, denn nicht umsonst sind sie mit zahlreichen Awards bedacht worden, welches auch für die beeindruckenden Visuals ihrer Show vergeben wurde, von denen man sich einen kleinen Überblick im Booklet des Albums verschaffen kann. Wie aber funktioniert ein Konzept, welches normalerweise auf Musik und Visuals basiert, alleine und lediglich vom Album? Ganz klare Antwort: Hervorragend! Sicherlich bilden bei Incite/ Musik und Projektionen eine Einheit und sollten möglichst zusammen genossen werden, aber auch auf dem heimischen Player überzeugt Lightspin zu einhundert Prozent, denn der geneigte Hörer hat beim Musikhören ohnehin Bilder im Kopf. Incite/ bleiben sich im Großen und Ganzen treu und beschränken sich gewollt auf wenige Sounds und verzichten auf Bombast. Kunst und Musik also. Die Musik, wenn Vergleiche gezogen werden müssten, würde irgendwo zwischen Experimental, IDM, Glitch und Industrial liegen, aber so genau kann und muss das auch nicht definiert werden. Die Kunst ist wiederum die Art und Weise, in der Incite/ mit ihren eigenen Vorgaben umgehen, wie sie die Sounds verändern, variieren und in die gewollten Bahnen lenken. Lightspin scheint aus einem einzigen Fluss zu bestehen, der nur eine Richtung kennt und kontinuierlich fließt, in Bewegung ist. Incite/ nehmen diesen Fluss auf, denken und lenken ihn in die gewünschte Richtung, bauen Wasserfälle und seichte Stellen ein. Der Fluss kommt dabei aber immer mehr in Fahrt, baut sich auf, der Sound bestimmt das Tempo und den Rhythmus. Es ist wirklich mehr als interessant und vor allen Dingen spannend, wie sich das Album im Laufe der Spielzeit aufbaut, wie immer mehr Elemente eingebaut werden und auf einmal auftauchen und diesen Fluss in einen reißenden Strom verwandeln. Incite/ reißen den Hörer mit, ermutigen ihn, in den Fluss zu springen und sich mitreißen zu lassen. Auf den ersten Blick und beim ersten Hören vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber spätestens beim zweiten Mal mitreißend und fesselnd. Trotz oder gerade wegen des zelebrierten Minimalismus haben Incite/ ein sehr abwechslungsreiches Album erschaffen, welches auf diesem Sektor seinesgleichen sucht und es zeigt auch wieder die Tatsache auf, dass man vor Kunst keine Berührungsängste haben sollte.