Musik macht frei. Sie lässt Raum zur eigenen Interpretation und diese kann so vielfältig sein. Das ist gut so, denn so hat jeder die Möglichkeit, sich und sein „Sein“ darin zu finden. Mit der Neuerscheinung „Il Quadro di Troisi“ treffen wir auf Liebe zum italienischen Vaterland der Formation und das mit ordentlicher Leidenschaft, eingebettet in bewegenden Synthpop. Interpretieren wir die Songs für uns.

Leicht neblig umspielt und klopfend steigt der erste Titel, „Il giudizio“ ein. Melodisch schön führt die Gitarre auf den Drums. Gefühlvoll, fast zart, erhebt sich ihre Stimme. Balladengleich lässt sie dich dahingleiten, wavig sanft umspielt. Im nachfolgenden Song „Beata“ treffen wir auf chillige Drums und lebhafte Elektronik, ebenso wavig begleitet. Der Dialekt der klaren Sie betört. Sie singt für dich, als säße sie neben dir, melodisch, leidenschaftlich, Synth-unterstützt hoch und verspielt. Die Elektronik wabert drumherum. Es folgt „Sfere di Qi“ – blecherne Schläge auf verwaschen trippelnden, gedämpften Beats. Verstärkt, echolike und tiefer fängt dich die Stimme. Der Sound ist eindringlich, wirkt schwach „trompetend“, reitend und irgendwie zunächst lauernd, stetig mäßig unter ihrer schnellen psychotischen Stimme. „Non Ricordi“ – Ich weiß nicht mehr… Dieser Titel steigt gänzlich lebhaft, fast fröhlich ein – die Elektronik „hüpft“ chillig auf mäßigen Drums. Wabernd dunkel setzt sich der Wave hinzu. Sie flüstert, geheimnisvoll. Die Drumbeats nehmen an Volumen zu, während der Sound weiter wabert. Gemäßigter steigt im Anschluss „Intenzioni“ ein, wavig, leichte metallische Schläge, mit Traumcharakter und doch irgendwie zirpend. Zart singt sie, melancholisch, erinnernd, irgendwie zerbrechlich. Die Stimme schreitet schließlich auf dem dunklen rhythmischen Ton und den Schlägen. Sie pausiert mit ihnen, mit dem Wabern. Genauso dunkel wabernd steigt „Raggio verde“ ein. Auf verwaschenen Drumbeats erhebt sie sich verstärkt und frech wie die Elektronik. Markant zeigen sich die Drums. Der Synth tanzt frech im Gleichtakt mit. Es folgt „Real“, vermittelt zunächst den Hauch des „Kirchlichen“, verliert sich zart wavig und schafft Raum für die Stimme. Zart unterstützt das Klavier mit einzelnen Tönen ihre Aussagen. Die Elektronik nimmt trippelnd zu. Das Spiel mit den Tönen und dem Klavier setzt sich in „Se ne va“ – Er geht weg – fort. Die Töne schreiten frech. Verspielt hoch singt sie, begleitet von metallischen Schlägen, neblig umspielt. Chillig hypnotisch wirkt die Stimme. Mein Favorit ist der Schlusstrack „L´ipotesi"  – Hypothese. Kurz rotiert sie hoch, die Elektronik, ehe sie ihre Stimme noch einmal leidenschaftlich auf dem pulsierenden Wave und den impulsiven Drums erhebt, begleitet von einzelnen Tastenklängen – ein harmonisches Spiel der Klänge mit Herzblut in der Stimmkraft.

Wenn man in die Klangwelt eintaucht und sich von der Stimme führen lässt, entsteht der Wunsch, sich selbst stimmlich dieser Leidenschaft hinzugeben. Verlieren wir uns also eine Weile in dem Chill-Out-Sound der italienischen Synthpop-Formation.

 

27.11.2020

 

Raster Music

 

https://www.raster-raster.bandcamp.com /album/il-quadro-di-troisi

 

01. Il guidizio
02. Beata
03. Sfere di Qi
04. Non ricordi
05. Intenzioni
06. Raggio verde
07. Real
08. Se ne va
09. L`ipotesi