20 Jahre Ikon, 20 Jahre Goth Rock aus Australien. Da kann man nur den Hut ziehen und gratulieren. Und auch wenn die Band um Mastermind Chris McCarter nie einen Durchbruch erzielen konnte sondern immer still im Hintergrund produzierte sind es doch 20 Jahre voller schöner Musik, auf die man zurückblicken kann. Und natürlich wird auch das Jubileum einer nicht so großen Band von der Industrie mit einer Sonderauflage bedacht. Best of ? Remake der Klassiker ? Andere Bands spielen Ikon Lieder ? Nein, in diesem Fall werden die ersten beiden Alben aus den Jahren 1994 und 1996 einzeln wiederveröffentlicht und der Fan und Sammler erhält jeweilt eine BonusCD mit Raritäten und Schnickes. Sei es drum, gehen wir voreingenommen an die Besprechung der beiden Alben, die sicherlich nur die wenigsten kennen – denn 20 Jahre hält nicht jede Band so unverdrossen durch. Beginnen wir also mit "In the shadow of the angels". Das Debutalbum ist ein echter Knaller. Nicht, dass es das non plus ultra in Sachen Goth Rock ist oder zum damaligen Zeitpunkt war, aber es ist beeindruckend, wie sehr die Band bereits damals ihren eigenen Sound mit hohem Wiedererkennungswert vortrug. Denn Ikon stehen für vorantreibenden und gleichzeitig romantischen Goth Rock mittleren Tempos mit tuckernder Drummaschine, dezentem aber omnipräsenten Keyboardeinsatz und Michael Carrodus' solidem Gesang. Und schon damals musste man sich entscheiden: Ja zu Ikon oder nein. Es gab nie DAS eine Lied, DEN einen Klassiker (a la "Temple of love" der Sisters, zu dem viele tanzen auch wenn sie sonst mit den Sisters of mercy nichts anfangen können). Ikon poltern durch das Album, man schwingt mit, genießt das Album und kann am Ende nicht entscheiden, welches Stück am besten war und was einem Besonderes auffiel. Naja, bis auf das Death in June Cover "Fall apart", das einerseits gelungen ist, andererseits aber in der heutigen Zeit und mit all den Diskussionen um Douglas Pearce politische Gesinnung nicht mehr auf Album erschienen wäre. Andererseits zeigt sich gerade in diesem Cover, das Ikon sehr viel mit akustischen Gitarren und Versatzstücken aus dem romantischen Neofolk der 1990er spielten. Für ein Debutalbum ist "In the shadow of the angel" sicherlich eine Bombe und Freunde des Goth Rock, die sich bisher noch nicht nach Australien gewagt haben sollten auf jeden Fall ein Ohr riskieren. Wer das Album bereits bei sich im Schrank stehen hat, der muss entscheiden, ob die BonusCD den Kauf begründen kann – allzu Großes sollte man nicht erwarten, unveröffentlichtes Material ist interessant für Sammler, in vielen Fällen aber zu Recht eben nie auf den regulären Alben gelandet. Und auf der BonusCD zeigt sich einfach, dass Ikon innerhalb der einzelnen Songs sehr ähnlich arbeiten und damit die Gefahr groß ist, dass alles irgendwann beliebig klingt. Die Bewertung bezieht sich ausschließlich auf das eigentliche Orginalalbum.