Es wäre falsch, Hubert Kah einfach nur als Urgestein der NDW der frühen 80ger Jahre zu bezeichnen, dafür war der Mann einfach auch nach dem Ende der Neuen Deutschen Welle im Musikbusiness noch zu aktiv und zu präsent. Nun erscheint mit "Seelentaucher" nach über 10 Jahren ein neues Studioalbum des Mannes, der mit "Ro-Ro-Rosemarie" und "Sternenhimmel" oder "Engel07" Erfolge feierte und sich anschließend als Produzent (u.a. zusammen mit Michael Cretu und für Maggie Reilly) etablieren konnte. Um die schlechte Nachricht vorweg zu nehmen: Er hätte vielleicht doch lieber weiter 'nur' produzieren sollen. Mit "No Rain", "Psycho Radio", "Lifeline" und den Remakes von "Military Drums" und "Laß mich träumen" fängt "Seelentaucher" noch einigermaßen gut an, auch wenn die Songs ein bißchen Drive vermissen lassen, glatt und eher steril daherkommen. "Raketen" ist auch nicht wirklich ein Highlight und mit "Ich bleib bei Dir" folgt ein Song mit einem schönen Text aber typischen Schlagercharakter, der nur schwer zu ertragen ist. Der Hammer schlechthin aber verbirgt sich in den Lyrics bei "Alles klingt"... Zitat gefällig? Gerne! "Du bist ein Elixier, Du bist ein Elixier - warum benimmst Du Dich dann wie ein Trampeltier" Gut, hm? Noch eines? "Auch bist Du virtuos, tatsächlich virtuos - warum scheißt Du Dir immer in die Hos'" Wenn das modernes deutsches Songwriting sein soll, dann 'Gute Nacht, Deutschland!'. Leider können auch die folgenden Tracks da wirklich nicht mehr viel rausreißen. Klar, kann man die Vielseitigkeit des Albums hervorheben und die stilistische Abwechslung auf "Seelentaucher" jedoch scheint es mir, als wären da jemand entweder die Ideen ausgegangen oder als wollte jemand einfach zu viel mit einem Wurf erreichen oder beweisen. So bleibt ein ziemlich inhomogenes und inkonsistentes Werk, das durchaus interessant anfängt, jedoch seine Möglichkeiten leider nicht ausschöpft und am Ende gar langweilt. Vielleicht war das alles Kalkül und Intention - schließlich wird Herr Kah im Pressetext als 'Chamäleon der deutschen Popmusik' bezeichnet - aber überzeugen kann "Seelentaucher" so leider nicht.