Heinrich Dressel, ein Meister der klanglichen Zeitreisen, öffnet mit 'The Obscure Cities' einmal mehr die Tore zu einer dunklen, faszinierend elektrisierenden Klangwelt. Der Italiener, der als Valerio Lombardozzi geboren wurde, ist inzwischen schon bekannt für seine düsteren Synthesizer-Sounds und die Wiederbelebung cineastischer Klanglandschaften. Auf dieser Veröffentlichung verschmilzt er die kühle Ästhetik von 70er- und 80er-Soundtracks mit psychedelischen Kosmosklängen – sozusagen eine Hommage an vergangene Zeiten und gleichzeitig eine Reise in unbekannte Sphären. Das Resultat? Ein kryptisches, hypnotisches Meisterwerk, das die musikalische Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lässt.
Die vier Tracks, die Dressel auf The Obscure Cities versammelt, sind inspiriert von literarischen Visionen, die sich nicht auf eine Leinwand beschränken lassen – wir sprechen von Einflüssen wie J.G. Ballard, François Schuiten und Benoît Peeters. Dieses Projekt zieht die Zuhörer in klangliche Welten hinein, die an archaische Science-Fiction-Filme und surreale Comic-Universen erinnern. Der Eröffnungstrack „Galatograd“ (nein, dass ist keine Stadt in Russland) entfaltet sich aus einer sanften Einleitung heraus zu einer orchestralen Synth-Symphonie, in der warme Streicher-Kolonnen die Szenerie fluten. Ein Stück, das wie ein sanfter Start in eine seltsame, nebulöse Zukunft wirkt.
Mit „Eden Olympia“ erhöht Dressel das Tempo: Hier schwingen zitternde Arpeggios und klare Snares, während helle, hoffnungsvolle Synth-Klänge den Track mit einem Hauch von Unschuld veredeln. Der subtile, tiefe Bass schafft eine erdende Basis und lässt die pulsierenden, fast euphorischen Töne an Tiefe gewinnen. Dieser Track scheint fast wie ein Lufthauch, der den Hörer in Richtung einer optimistischen, aber immer noch mysteriösen Zukunft trägt.
„Remoria“ wiederum zeigt sich melancholischer und lädt zur Reflexion ein. Der feine Bass verschmilzt mit gleitenden Melodien und Erinnerungen, die wie in einer schlaftrunkenen Dämmerung verschwimmen. Dressel zieht uns hier in eine dunkle Traumwelt, in der die Grenze zwischen Nacht und Morgennebel nicht klar zu erkennen ist.
Der letzte Track, „Mylos“, rundet die EP mit sanften, fast zerbrechlichen Noten ab, die von stoischen Drum-Patterns gestützt werden. Ein finales Traumgebilde, das den Zuhörer behutsam in die Realität entlässt – oder ihn vielleicht noch tiefer in Dressels Klangwelten verstrickt. Ein Abschluss, der wie ein verdunstender Traum wirkt, schwer zu fassen und doch unvergesslich.
Heinrich Dressel beweist mit The Obscure Cities ein weiteres Mal, dass er ein einzigartiges Talent für die Schaffung hypnotischer Klanglandschaften hat. Mit einem Elka Synthex (ein analoger Synthesizer aus italienischer Produktion) bewaffnet, zaubert er düster funkelnde Soundscapes, die genauso als Soundtrack für einen Sci-Fi-Kultfilm dienen könnten wie für eine einsame Nacht unter den Sternen. Was für ein feiner Sound!
Heinrich Dressel - The Obscure Cities
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