Die Geschichte des Tempelritters Ashlar geht weiter! Nach dem Überraschungs-Erfolg des Albums „Gotteskrieger“ erscheint nun mit „Kadavergehorsam“ die mit Spannung erwartete Fortsetzung des düsteren Epos. Aufs Neue entführt Mastermind Ash mit seiner bislang einzigartigen und vielbeachteten Mischung aus hartem Dark Electro und historischer Instrumentierung den Hörer in das archaische, finstere und grausame Mittelalter. Fernab von fröhlichem Gauklertum, Barden, buntem und weinseligem Markttreiben konzentriert Ash sich konzeptionell auf das zu jener Zeit stets allgegenwärtige Leid und Elend, durchsetzt von fanatischem Gottvertrauen, das untrennbar mit der Geschichte der Kreuzritter und Templer verbunden ist, ohne jedoch dabei den Blick auf die Gegenwart und Zukunft aus den Augen zu verlieren.

So überrascht es nicht, dass der Einsatz von mittelaltertypischen Instrumenten insgesamt verhältnismäßig gering ausfällt und der Schwerpunkt auf harten, brachialen Beats und verzerrten Shout-Vocals liegt. Vielmehr werden historische Klangelemente wie Choräle, Dudelsäcke, klingende Schwerthiebe und martialische Schlachtrufe gezielt zur Nuancierung und Akzentuierung des jeweiligen Song-Themas eingesetzt. Lediglich „Jerusalem“ oder „Verflucht“ (in Ansätzen) erinnern in ihrer Instrumentierung recht stark an die „Berufs-Spielleute“ In Extremo, den Partyfaktor jedoch ausgeklammert. Aus Songs wie „Lebloser Körper“, „Morituri salutant“, „Dona nobis pacem“, „Die Schlacht“, und „Morte“ scheint das Mittelalter allerdings fast völlig verbannt. Ihr Titel führt mitunter ein wenig in die Irre, denn hier liefern astreine, harte Dark Techno-Electro Stücke – die vielleicht ein wenig zu oft mit althergebrachten Film Samples aufgefüllt wurden – durchgehend Stoff für die Club-Tanzflächen. Da es aber niemals das erklärte Ziel von Heimataerde war, die historische Thematik gänzlich mit einer entsprechenden Instrumentierung (Bands, die dieses tun, gibt es bereits zur Genüge) aufzuarbeiten, stört dies den Gesamteindruck keineswegs.

Und obwohl man sich mitunter stark Suicide Commando oder Wumpscut erinnert fühlt, beschleicht einen dennoch nicht das Gefühl eines Déjà-Vu Erlebnisses, denn ??Kadavergehorsam“ ist facettenreicher: Die wohl faszinierendste Symbiose aus historischer Melodik und brachialer Elektronik ist Ash mit der bewegenden Interpretation des Goethe-Gedichtes „König von Thule“ gelungen - ein Thema, das bisher fast ausschließlich von Pagan- und Viking-Metal-Bands verarbeitet wurde und nun als tanzbarer, monumentaler Clubtrack in neuem, heroischem Glanz erscheint. Dass das Konzept von „Heimataerde“ auch in Musikerkreisen Anerkennung findet, zeigt die rege Beteiligung von Gastmusikern. Als „Gast-Ritter“ konnte Ash ASP, Die In Winter, Winterstahl, X- Fusion und XOTOX gewinnen, wobei der „schwarze Schmetterling“ hier wohl die Spuren mit höchstem Wiedererkennungswert hinterlassen hat. „Kadavergehorsam“ kann den hohen Erwartungen nach dem Release von „Gotteskrieger“ durchaus standhalten.

Ash ist das schwierige Unterfangen gelungen, das Debüt-Album nicht zu kopieren und eine noch größere stilistische Vielfalt in seine Kompositionen einzubringen, ohne das Konzept und die klare Linie aus den Augen zu verlieren. Natürlich wurde hierbei immer wieder auf bekannte Erfolgsrezepte und Soundelemente zurückgegriffen, beschäftigt man sich jedoch intensiver mit „Kadavergehorsam“ und nimmt sich die Zeit, die Songs en detail zu entdecken, wird man feststellen, dass hier eine Menge neuer vielversprechender Ideen vorhanden sind, die auf eine baldige Fortsetzung des düsteren Epos hoffen lassen. Mit einem meisterhaften Coverartwork, das an Aussagekraft und handwerklichem Können seinesgleichen sucht, darf „Kadavergehorsam“ zu den Electro-Highlights im Jahre 2006 nach Christi Geburt gezählt werden und wird die Ansprüche an das dritte Fulltime-Album nochmals um einiges höher schrauben!