Mare Nostrum, das ist der lateinische Begriff für das Mittelmeer und gleichzeitig der Name eines der größten Supercomputer der Welt. Eingehüllt in eine Kuppel aus Glas und untergebracht in einer Kapelle, reicht allein schon das Aussehen dieses Apparates, um den nächsten Dan-Brown-Roman zu füllen. Der Betreiber des Supercomputers suchte einen Künstler für eine Dokumentation über Mare Nostrum, die mit dem Computer selbst erstellt wird, genauso wie die Musik dazu. Dabei stieß man auf den Soundtüftler Ben Lukas Boysen, auch bekannt unter dem Pseudonym Hecq. Der ließ sich nicht lange bitten und begab sich im August 2013 nach Barcelona, um seine Arbeit zu beginnen. Hecq nahm Geräusche des Supercomputers auf und schon während der Aufnahme wußte er, was er mit diesen Geräuschen machen wollte: ein eigenständiges Album. So ist das gleichnamige Werk aus den Klängen entstanden, die Hecq im August 2013 einfangen konnte. "Mare Nostrum" ist aber dennoch kein binärcodiertes Stück Musik, also abstrakt und unverständlich. Es ist vielmehr genau das Gegenteil, da Hecq die Klänge zu einem stimmungsvollen Ambient-Sound transformiert und es nicht immer unmittelbar erkennbar ist, dass es ich um Geräusche handelt. Bisweilen vergisst man es auch, wenn man sich in die Lieder vertieft. Gleichwohl lässt sich diese Komposition nicht genau beschreiben. Schließlich werden hier klickende, summende und zirpende Klänge mit einer rudimentären Melodie verwoben. Dabei variiert die Stimmung von dramatisch bis heiter. Wer sich nun daheim vor seinen Rechner legt, um ähnliche Klänge zu erhaschen, dürfte eher enttäuscht werden. Und mit dem Einzug der mobilen Endgeräte dürften diese abstrakten Klänge bald ganz aus den heimischen vier Wänden verschwinden und dann nur noch den großen Rechenanlagen vorbehalten sein. Insofern ist "Mare Nostrum" nicht nur eine wunderschöne Transkription eines Supercomputers, sondern bereits auch ein Hohelied des Technikwandels.