Optisch wird das kanadische Trio Half Moon Run mit den Hanson-Brüdern verglichen, die 1997 mit ihrem Hit "MMMBop" weltbekannt geworden sind. Musikalisch aber nehmen sie es mit ganz anderen Kalibern auf. Nicht wenige Stimmen holen schon mal die Bob Dylan-, Air- oder Radiohead-Karte raus, um zu beschreiben mit wem man es bei diesen Dreien zutun bekommt und welch großartiges Potenzial in Devon Portielje, Dylan Phillips und Conner Molander als Band steckt. Denn diese Band, mit Wurzeln im Indie-Rock, kann ihren Sound, der mit Folk und elektronischen Elementen verknüpft ist, wirklich eigen nennen und mit frischen Ideen überzeugen, die nicht nach nur einem Song aufgebraucht sind. Die Kanadier liefern ein erstes Album ab, das viele Sehnsüchte vieler Musikfans befriedigt. Nämlich alle jene Sehnsüchte, endlich einmal wieder Musik mit Tiefgang und Seele hören und erleben zu wollen. Ja, Dark Eyes ist ein Album mit bezaubernd schöner Musik für all jene, die nicht nach Konserven- und Fließbandmusik streben. Und wer sich dem Album nähert, der wird zum Beispiel mit dem kurzweiligen "Full Circle" belohnt, dieser warm-fließenden Electro/Indie-Rock-Nummer, die sich unwiderruflich im Gehörgang einnistet. Half Moon Run verleihen ihren Songs nicht nur einen ganz individuellen und wiedererkennbaren Sound, sondern auch ein ganz eignes Tempo und eine tolle Dynamik. Facettenreich, klasse getimt, qualitativ hochwertig produziert und ansteckend ertönt "Call Me In The Afternoon", bevor das beinah zerbrechlich wirkende "No More Losing The War" einsetzt, das auch ganz kurz ein bisschen an die britische Band Muse denken lässt. Elegant, cool und weich zugleich hängt sich der vierte Titel "She Wants To Know" an, der von dem unglaublich spährischen "Need It" und der dann wieder von dem radiohead'schen "Give Up" abgelöst wird. Elektronischer und beweglicher wird es mit "Judgement" und " Drug You ". Für Abwechslung sorgen ebenfalls die weichen und leicht verspielt klingenden Titel "Nerve", "Fire Escape" und "21 Gun Salute". Nach 40 Minuten ist dieses unglaubliche, mit Eindrücken volle Hörerlebnis plötzlich zu Ende und es hilft nur, dieses Album noch einmal zu hören…