Die bisherige Bandgeschichte von Grimm ist sicher keine klassische Erfolgsstory, aber vielleicht typisch für die aktuelle Situation in der Independentszene. Die beiden Hamburger, die den Kern von Grimm bilden, machen seit Ihrer Schulzeit zusammen Musik und gehen mittlerweile regulären Jobs nach und sehen Grimm daher als ambitioniertes Hobby. Heutzutage ist es bekanntermaßen nicht leicht sich Gehör zu verschaffen. Allerdings wissen Grimm die positiven Seiten den Internetzeitalters zu nutzen und konnten 2005 mit dem via mp3.de veröffentlichten „Konsumier mich“ einen kleinen Internetradiohit platzieren, der auch als Radio-Promo beim Medienkonverter auf positive Resonanz stieß. Und dieser Song eröffnet auch die mir vorliegende Promo- und Download-CD (z.B. bei Itunes, Amazon und Musicload) und kann mich, der ich Kein Mitleid Für Die Mehrheit kenne, ebenfalls überzeugen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass „Konsumier mich“ im Positiven „Godlike“ von eben diesen KMFDM ähnelt. Ein treibender Beat, Gitarren, harte deutsche Vocals aber aufgelockert durch einen catchy Refrain mit weiblichem Gesang im Heavanly Voices Stil. Ein guter Song, der auch eine Textzeile wie „Heilig ins Gehirn gefickt“ erträgt. Die folgenden Songs gehen in eine andere Richtung. Da wäre zum Beispiel „Nichts zu Verlieren“, der wie ein elektronischer Punksong klingt und vom Gesang und Text eher an Bands wie die Toten Hosen erinnert. Das trifft meinen Geschmack weniger, aber zeigt die Spielfreude der Band. Damit wird auch klar, dass es keine Floskel ist, wenn Andreas Hellmanzik und Sänger Jan Sörensen erklären, beim Komponieren in erster Linie den Spaß im Sinn zu haben. Den Abschluss bildet ein atmosphärisches Instrumental mit vielen kleinen Besonderheiten. Die Hamburger haben mit Grimm musikalisch und optisch einen Weg abseits der gängigen Genre-Pfade begonnen und es ist am Hörer zu entscheiden, ob er folgen kann und will. Mir geht es wie dem Medienkonverter-Kollegen vor knapp 2 Jahren. Die ersten Songs haben mein Interesse geweckt, „Konsumier mich“ im Original und „Tiefer“ sind prima, der Rest überzeugt mich nicht ganz. Auf das Album „Kalt wie Dein Herz“ bin ich auf jeden Fall gespannt. Schon alleine um zu erfahren, ob Grimm markigen Sätzen wie „Wenn Grimm Dir zu hart ist, bist Du zu weich“ auch Taten folgen lassen.