Visual-Kei und J-Rock beim Medienkonverter? wird sich wohl so manch geneigte/r Leser/in fragen. Und das erst jetzt? Ja, denn bis dato haben uns einfach keine Tonträger aus diesem Umfeld erreicht. Doch vor wenigen Tagen wurden uns mehrere CDs namhafter Bands zugesandt, die wir nach und nach reviewen werden. Die Ehre des Auftakts geben sich GPKISM, das noch relativ junge Projekt des australischen Künstlers GPK (Gothique Prince Ken) und des Japaners Kiwamu, Gitarrist der weltweit bekannten Visual-Kei-Band Blood (über deren neues Album ebenfalls bald mehr beim Medienkonverter). Mit "Sublimis" legen GPKISM auf Kiwamus eigenem Label Darkest Labyrinth ihr (auf leider nur sieben Titel erweitertes) Debüt-Mini-Album vor, das im August letzten Jahres bereits als Erstpressung erschien und längst ausverkauft ist. Wie es sich für Alben und Fans dieses Genres gehört, sollte der Blick erst einmal ins Booklet fallen. Nachdem das Cover, geschmackvoll und dezent gestaltet, keine Hinweise darauf gibt, dass es sich bei den Musikern um hinreißend gestylte, männliche Visual-Kei-Ikonen handelt, wird das Durchblättern des 16seitigen Heftes zu einer echten Überraschung. Mana von Moi Dix Mois ähnlich zeigt sich GPK als opulent und stilsicher inszeniertes "Gesamtkunstwerk", ebenso Kiwamu, der sich hier allerdings düsterer, weiblicher und romantischer präsentiert als bei Blood. Musikalisch bieten GPKISM eine ansprechende Mixtur aus schnellen Dark-Electro, orchestral-barocken Elementen und treibendem Gitarren-Rock, die von GPKs betörender, markanter Gesangsstimme geleitet wird. Mit Ausnahme des nicht unbedingt originellen, aber angenehmen Choral-Openers sowie des kurzen Spinett-Outros entpuppen sich die restlichen Titel allesamt als melancholische, in dunkler Poesie schwelgende Epen, die durch den Kontrast des lieblichen Spinetts und der majestätisch gespielten E-Gitarre Kiwamus eine erstaunliche Intensität besitzen. Recht simple, aber clubtaugliche Dancebeats machen die Titel rund und gefällig, sodass an diesen kaum etwas auszusetzen ist, einmal abgesehen davon, dass sie sich beim ersten und vielleicht auch zweiten Hinhören nicht unbedingt stark voneinander abgrenzen bzw. unterscheiden. Dies wiederum hat zur Folge, dass "Sublimis" in einem flotten Tempo vorbeirauscht – tatsächlich ist dieses "opus furiosus" nach nur 30 Minuten bereits vorüber. Allerdings ist fraglich, ob drei oder vier weitere Titel – in Anbetracht der Ähnlichkeit sämtlicher Tracks – ein Mehrerlebnis garantiert hätten. GPKISM zelebrieren ihre Kunst in ästhetischer Perfektion, optisch, gesanglich und textlich. Musikalisch bewegt man sich ebenfalls in populären, fast schon massentauglichen Gefilden, sodass mit "Sublimis" ein gut und gern zu hörendes Werk entstanden ist, das sich jedoch auch schnell abhören wird, fehlen doch die Akzente und Spielereien, die mit der verwendeten Instrumentierung durchaus möglich gewesen wären. Fans von Blood, Moi dix Mois, Malize Mizer und den weiteren, hinlänglich bekannten Szene-Größen kommen – allein aus "Personenkult-Gründen" – an diesem Album jedenfalls nicht vorbei.