Gunar Vykus aus München ist G.O.L.E.M.. Seit 2017 betreibt er das Projekt und legt nun mit "No Fate" seinen zweiten Longplayer vor. 

Lange hatte ich kein Album mehr, welches eine klassische Einführung hatte. "Evolution" ist nun ein solcher Titel. Ruhig und getragen bildet er den Einstieg. "Evolution" hat es gar nicht nötig die angedeutete BPM-Steigerung am Ende auch tatsächlich aufzunehmen. Allein durch die Spannung, die der Track erzeugt lässt er mich voller Freude auf das Kommende zurück. "These Days" löst dann das gegebene Versprechen ein. Nach der Einführung einer Synthmelodie, die mit technischem Geflacker aufgelockert ist wird das Drum schnell in tanztaugliche Bahnen gelenkt. Dabei klingt die Stimme angenehm verzerrt in mein Ohr. Bei "Hollow" beruhigt sich das Drum wieder. Zu einem bedacht gezupften Bass schreitet der Titel quasi voran. Die verzerrte Stimme verfällt fast ins Beschwörende. Einen sehr gelungenen Einstieg bietet "Twilight of the Gods". Hier lässt sich Gunar richtig Zeit mit dem Aufbau der Stimmung. Erst wenn das erfolgt ist, beginnt er zu singen, diesmal nicht zu aggressiv. Harmonisch fügt sich der Gesang in den Titel, der sich immer weiter verschachtelt. Der Titel hat insgesamt reichlich 7 Minuten, von denen keine einzige langweilig wirkt. Wesentlich geradliniger packt mich nun "Alright" am Ohr. Hier wird nicht viel Spielerei in den Fokus gerückt. Das Drum begleitet mich durch den Titel, rechts und links nehme ich ein paar Geräusche wahr, wenn ich mich umblicken will, packt mich das Schlagwerk nur eindringlicher. Weich und anschmiegsam biedert sich die Bassdrum im "Dominant Species on Earth" an. Auch hier versteht es G.O.L.E.M. Die Ballade clever auszuschmücken, so dass niemals eine Leere entsteht. Am Ehesten lässt sich das mit einem nächtlichen Dschungel vergleichen, in dem immer irgendetwas versteckt lauert. Man kann es nicht richtig sehen, aber man nimmt es wahr und es macht Freude das Umfeld zu fühlen. "A.I." drängelt dann wieder nach vorn. Wenige Synthies bilden die Ansätze einer Melodie, die jedoch nie zu kompliziert wird, um nicht vom Wesentlichen abzulenken. Umso eindringlicher wirkt wieder der Gesang. Bei diesem Album fällt mir auf, dass immer wieder eine Ballade dazwischengeschoben wird. Die nächste, "Dreams of Death" habe ich nun im Ohr. Erneut ist die Stimmung mit dem langsamen Drumbeat und den fast unmerklich agierenden Synthies sehr gut eingefangen. Auch der verzerrte Gesang wirkt nicht deplaziert. "We had a Man on the Moon" ist wieder eine klassische EBM-Nummer. Das ist gut und nimmt mit. Der Titel treibt ordentlich und die Samples, die immer wieder aufblitzen, tun ihr Übriges. Ein gelungener Song und darum ist er auch unten verlinkt. Mit "Godspeed" bleibe ich im klassischen EBM verhaftet. Straight geht der Titel, begleitet von einer catchy Synthfolge, back to the 90s. Aggressiver bäumt sich "Under the Maple Leaf" auf. Der Synth bedient hohe Frequenzen, die unweigerlich spüren lassen, dass etwas nicht so läuft, wie es soll. Eine Störung, die furchteinflößend ist.Zwar steht mit "Walking Ghost" die nächste Ballade ins Haus. Aber das angedeutete Vogelzwitschern zu Beginn ist eine Finte. Die Gefahr blitz auch hier durch trügerische Harmonien. Langsam und getragen verabschiedet mich das Album mit "No Fate". Brüderlich klingt die Stimme und versöhnlich untermalt ein Synth das akzentuierte Drum.

Hinter mir liegen knapp 68 Minuten guter elektronischer Musik. Das ist klassischer Electrosound, wie ich ihn aus den "guten alten Tagen" kenne. G.O.L.E.M. versuchen sich erfrischenderweise gar nicht erst an dem heute so weit verbreiteten Hellectro. Wer EBM in seiner besten Form sucht, der wird hier fündig. Dabei ist es nicht so, dass G.O.L.E.M. nicht auch spürbar die heute zur Verfügung stehende Technik nutzt. So ist die Produktion ganz klar up to date. Aber, wie ich es so oft sage, wer seine Sache gut macht und sich darauf versteht, was er anbieten möchte, der muss auch die Fähigkeit besitzen das authentisch rüberzubringen. Das merkt man hier an jeder einzelnen Stelle. Ich mag "No Fate" sehr und werde den ein oder anderen Titel auf jeden Fall in meine Playlist überführen. Wer sich selbst einen Eindruck machen möchte, dem sei unbedingt zu einem Besuch auf der Bandcamp-Seite geraten.

Hier kann man in "No Fate", wie auch in den Vorgänger "Decades" reinhören und den digitalen Download oder aber auch die CD-Version erwerben. Jedem Elektroniker sei hiermit dazu geraten. Thumbs up!