Mr. go und Mr. JA drohen uns mit einem beatbombigen Elektrokrieg, den wir verdienen. Natürlich ist das nicht ernst gemeint, doch bedienen sie sich für diesen ‚Angriff’ auf den dunkel-elektronischen Stereotyp mit den oft gleichen Klangstrukturen (die Art des Electro-Bereichs ist da fast schon egal) ebenfalls massenkompatibler, tanzbarer, sogar radiotauglicher Klänge. Hiermit erlebt nun der Electric-Darky-Sexy-Gothy-CrazyPop als Reinkarnation der NDW seine Auferstehung und könnte fast eine mindestens genauso große Hörerschar anziehen! Der Projektname goJa moon ROCKAH, sowie der äußerst griffige EP-Name „Sex im Turnschuh“ verraten jedoch schon, dass es sich hierbei um ein deutsches Spaß(Neben-)Projekt handelt, welches alle Verkaufseinnahmen durch den Eigenvertrieb der selbst gebrannten und einzeln handbemalten CDs verdient, aber dennoch durch etliche kompositorische Erfahrungen auf einem ansprechenden Produktionsniveau agiert. Musikalisch verbinden sich während des „Sex’ im Turnschuh“ NDW- und locker-leicht sequenzierte Electro-Einflüsse – melodisch ohrwurmtauglich aufbereitet, gepaart mit mehr oder minder verzerrtem, echten, männlichen (Sprech)Gesang, synthetischen Stimmen (Stephen Hawkings weibliches Pendant lässt grüßen) und diversen Samples aus dem Fernsehen. Erstaunlicherweise ergibt sich durch diese Mischung eine Kohärenz, die aber nie langweilig wird, weil jeder Titel anders arrangiert wurde. So ist die EP ein glanzvoller Elektro-Querschnitt von Soft bis Heftig. Textlich heftig bzw. gewagt, aber doch ‚harmlos’ kommt übrigens die sehr tanzbare quasi-Coverversion von Nelly Furtados „All Good Things“ daher, in der Saddam Husseins Todesmeldung eine wichtige Rolle spielt. Ähnlich aktuell – es geht um unsere Kofferbomber – aber textlich vielseitiger, offenbart „HerzBomber“ die wahrhaft dunkle und etwas ernstere Seite der goJA moon ROCKAH und regt neben dem bloßen Anhören auch mal wieder etwas zum Grübeln über unseren derzeitigen interkulturellen Kooperationszustand an. Für den unterhaltsameren Teil – die schon erwähnte Reinkarnation der NDW – sorgen die Lieder „Wismar Tanzt!“, „Monotone Liebe“ und „Geile Tiere“, welche neben einem oder mehreren Schmunzlern auch intuitives Schunkeln und Tanzen zur Folge haben. Dieses Projekt verdient auf jeden Fall Beachtung, weil es zeigt, dass einfach aus einer Laune heraus Musik entstehen kann, die beständig, ohne jeglichen nervenden Anteil im CD/MP3-Player rotieren kann und in jede Play- bzw. Setlist gehört, weil sie einfach für gute Stimmung sorgt.