Es sind schon eigenwillige Zeiten, das Jahr ist noch jung und die meisten sitzen nun recht oft daheim (wenn es der Job und die Vernunft zulassen) und harren der Dinge, die da kommen mögen. Ich wünsche uns allen, dass wir heil durch diese Zeit kommen.

Und all denjenigen, die in ihrer Sorge und Unsicherheit Beistand durch eine höhere Macht herbeisehnen, kann ich nicht nur die alpine Perchta als Ansprechpartner nennen sondern Gott selbst, vertreten durch einen Haufen rumänischer Barbaren. Bilder, Name und Titel machen klar, dass hier das Brot dick mit Pathos beschmiert wurde und die Brust als allergische Reaktion auf diese epische Mischung bis zur Anspannung anschwellen wird. Auch der Titel des Albums, dessen Songwriting aus dem Jahr 2009 stammt, als die Band sich im Exil (oder eroberten) Portugal befand, verspricht wenig Überraschendes: 'Forefathers: a spiritual heritage' wirkt als Name so aufregend wie etwa Satanismus im Black Metal oder ganz große Gefühle im Schlager Pop. Sie nennen es Barbarian Metal, ich sag mal Folk oder Pagan, mit etwas Doom und Andeutungen härterer Kost. Insgesamt alles soweit, so solide. Und wie auch bei z.B. Menhir, die mir an einigen Stellen in den Sinn kommen (wenn auch melodisch immer einige Ränge über God spielend), ist für mich der Gesang deutlich das Ausschlusskriterium: Denn wie so oft in diesem Bereich versucht man sich am epischen Klargesang und gefährdet damit die Weinglassammlung des Lauschenden, die vor Schreck in der Vitrine zerspringen, wenn sich die schiefen Töne aus den Boxen quälen. Aber von vorne: "The call of ancestors" startet als ruhige Paganhymne, bietet teilweise an Finntroll erinnernde Folkraserei, dann wieder rück-besinnliche Folk-Parts und ist ansich ein schöner, wenn auch recht lang geratener Song, der irgendwann nichts mehr zu sagen har. Die Abmischung ist bei diesem Song etwas unglücklich, das Schlagzeug klingt bisweilen als ob eine Rückkopplung durch die vor dem Mikro aufgestellten Töpfe das Drumming unterstützen soll und die Gitarren fisseln etwas zu schwachbrüstig vor sich hin. Aber so weit ginge das in Ordnung. Gleiches gilt für die in diesem Genre leider viel zu häufige Melange aus schön natürlich klingenden Instrumenten, wie in diesem Fall einer Panflöte, die untergehen in einem mehr extrem künstlich klingender Keyboards. Von hier an wird es in beiden Punkten deutlich besser, klarerer Sound, weniger Konservenepik. Die folgenden drei Lieder gehen soweit in Ordnung, Freunde solcher Sounds frohlocken ob der rauen Produktion und dem authentisch klingenden Sound, der vermuten lässt, dass die Band den ein oder anderen Verspieler oder Missklang absichtlich drin ließ um wilder und urtümlicher zu wirken. Mir gefällt, dass manches Mal aus dem Reigen der standartisierten Pagan Sounds etwas rumänische Folklore mitschwingt, so wie gegen Ende von "Ayle...". Ich höre insgesamt keinen Song heraus, der mich umwirft, gehen Ende wird es auch eher zäh bis hin zum unnötigen Moonspell Cover, aber es geht instrumental und melodiös absolut in Ordnung zur Sache. Man kann verdammt oft schunkeln, ab und an bangen und ansonsten nebenher anstoßen und sich die Sache wesentlich schöner trinken, als sie ist. Doch der Gesang ist so gar nicht meins. Zum einen klingt Castors Stimme in meinen Ohren einfach nicht schön. Gut, kann er nichts dafür, ist sicherlich Geschmackssache. Doch dieser immergleich klingende Saufgröhlgesang, als ob er auf dem Weg zu einem Fußballspiel durch die Innenstadt zieht, ist ausgesprochen anstrengend. Und bei bestimmten Tonlagen bluten mir die Ohren ob der Patzer. Der weibliche Gesang, die "Ho ho Hos" und "Heyaheys" der anderen Musiker und die gelegentlichen Kreischer gehen in Ordnung, fallen zumindest nicht allzu negativ auf (wobei mir wohl die Dame deutlich mehr auf den Senkel gehen würde, wenn ich mich weniger über den Sänger aufregen müsste, denn auch sie ist nur bedingt zielsicher in Sachen Tönen). Es gibt auch verdammt viel Lautgesang, gehört aber vielleicht zum barbarischen Stil.

Was soll ich sagen: Ich frage mich ernsthaft, ob das jemand braucht? God bieten genau das, was verdammt viele vor ihnen schon geboten haben und das an keiner Stelle besonders schön oder gar besonders. Sicherlich, auf einem Festival wird das Treiben der barbarischen Horde am Nachmittag von mit Fell bekleideten Horden unter "Odin" Rufen abgeschunkelt und live kann man Misstöne im Gesang auf das "Live" schieben. Aber braucht man das auch zu Hause? Wirklich? Ich habe starke Zweifel.

 

God: The barbarian horde

Forefather: a spiritual heritage

 

01.12.2019

earth and sky productions

 

https://godthehorde.bandcamp.com/album/forefathers-a-spiritual-heritage

 

01. Chemarea Strămosilor (The call of the ancestors)
02. Licoarea Zeilor (Ayle, nectar of the gods)
03. Datina Mesagerului (The messenger's rite)
04. Străbunii (The forefathers)
05. Legea Pământului (The code of the land)
06. Triburile Infioratorilor Codrii (Tribes of the frightening forests)
07. Alma Mater (Moonspell cover)