Gary Numan ist weiterhin aktive Größe unter den Kleinen im kreativen Bereich des elektronisch Angedüsterten. Zwar haben seine 12 Stücke auf dem Nachfolger des 2011er ‚Dark son rising‘ wahrlich nicht mehr viel gemein mit seinen Klassikern "Are friends electric?" oder "Cars", die seinen Status in der Szene ausmachen, aber "Splinter (Songs from a broken mind)" ist dennoch ein unterhaltsames Stück Musik mit einem wunderschönen Artwork. Eine gewisse Schwere transportieren die Lieder, erinnern deutlichst an den Sound von ruhigeren Nine Inch Nails. "I am dust" beginnt das Album wuchtig-episch und kann mich sofort in seinen Bann ziehen. Und um das Abschlussurteil vorweg anzudeuten: wäre es so geblieben hätte das Album die Power für Höchstnoten. Aber diese Stärke kann "Splinter" nicht halten und so genieße ich eben zu Beginn den Höhepunkt. Kratzig-noisige Geräusche und an Gitarrenriffs erinnernde drückende Elektrotöne begleiten sanfte Strophen und den treibenden Refrain, Numans Gesang wie immer eigen aber passend. Starker Song! Auch Lied Nummer 2 fetzt: Marilyn Manson Gedenkgeflüster, Streicher und schräge Keyboardklänge im Refrain können gefallen. Das Schema bleibt so erhalten, leider leidet der Langzeitspaß genau daran: in den folgenden Liedern setzt Numan auf diese bewährte Abläufe, man kann bereits beim ersten Durchlauf die Struktur der einzelnen Stücke erraten. Deswegen zieht sich das Album auf Länge deutlich trotz der beiden späteren Lichtblicke "Lost" (typische NIN Ballade) und "Love hurts bleed" (mit etwas erhöhtem Druck unter der Haube). Ein Altmeister bedient sich bei einer jüngeren (wenn auch nicht jungen) Generation und kann damit durchaus punkten. Ich habe "Splinter" trotz des Abwechslungsmankos genossen und die 4 Punkte sollen als deutliche Reinhörempfehlung angesehen werden - zumindest, wenn man Numan und vor allen Trent Reznor bereits im Schrank stehen hat.