Nach der ersten Fusspils 11-Veröffentlichung im Jahre 1998 mit dem Titel "Gib ihr einen Namen" steht nun endlich der Nachfolger in den Startlöchern - "Elektro-Polizei - Alarm für Fusspils 11". Hinter dem Spaß-(Neben-)Projekt verbergen sich niemand anderes als Funker Vogt. Neben Gerrit Thomas (zugleich der Produzent der Scheibe) sind demzufolge auch noch für den Gesang und/oder Text Jens Kästel und Björn Böttcher verantwortlich. Komplettiert wird die Elektro-Polizei durch Tim Fockenbrock, Kai Schmidt und Peggy Johanson. Zu den weiteren Tatsachen gehört, dass klanglich - welch Wunder - die EBM-Electro-Richtung dominiert, wobei dies eher zeigt, dass die "dunkle" Szene auch mit solchen Sounds für Spaß und Stimmung sorgen kann. Des Weiteren ist das Album nicht NUR für Kinder und nicht NUR für Erwachsene!

Auf der CD geht es durchgängig deutsch zur Sache, weshalb selbst die Cover-Version zu "Where The Wild Roses Grow" von Nick Cave und Kylie Minogue eingedeutscht wurde. Cover-Versionen - ein wichtiger Stichpunkt. Sie spielen eine bemerkenswerte Rolle auf dem Album. Zwar warnt der EG-Gesundheitsminister auf der CD: "Musik hören kann doof machen", doch schwankt sie sehr zwischen eigener Albernheit und ernsteren Titeln sowie eben auch (tw. grandiosen) Neuinterpretationen deutscher Evergreens. So z. B. Maffays "So bist du", Lindenbergs "Bodo Ballermann", Doros "Für immer" und Carpendales "Wem". Die Version von "Wo die wilden Rosen blühen" ist irgendwie sehr zwiespältig. Die Strophen klingen durch Kais roboterthaft angehauchte und Peggys an-Tristesse-de-la-Lune-erinnernde Stimmen nur so auf deutsch dahin gesungen, obwohl sie die (fast) genaue Übersetzung wiedergeben. Doch wenn anschließend wieder der melodiöse Refrain ertönt, dann sind auf einmal Gänsehaut und Dahinschweben angesagt. Genauso ergeht es bei "So bist du". Wir kennen ja schon die 'erfolgreiche' Cover-Version von Oli P., aber was F11 hier abliefern, ist von dergleichen Genialität wie "Griechischer Wein" vom Vorgänger-Album. DER Hammersong aus der komplett eigenen Ideenstube befindet sich allerdings ganz am Ende des Silberlings - "Schenk ein!". Inhaltlich geht es hierbei um die Auswirkungen einer Mitgliedschaft in dieser Band. Ganz allgemein ist es aber DIE Electro-Trink-Hymne!

Viele der Lieder sind zum Schmunzeln geeignet, wobei dennoch auch Tiefgang vorhanden ist, da teilweise auch persönliche Gefühle verarbeitet wurden. Im Vergleich zum Debüt-Album sind die Stimmen diesmal um einiges differenzierter zum Einsatz gekommen, nicht allzu verzerrt. Dies ist für den Hörgenuss ein definitives Plus. Mit Fusspils 11 leben Funker Vogt anscheinend all die Gefühle aus, die sie unter ihrem primären Projektnamen aufgrund der 'Seriosität' nicht abhandeln können. Dazu gehört neben der rein deutschen Sprache unter anderem eben auch das Covern deutscher Schlager. Vermutlich stecken in jedem von uns Musikrichtungen wie etwa solche Schlager, Comedy-Songs, Rock oder romantische Balladen, die von den Bekannten um uns herum lieber unentdeckt bleiben sollen. Trauen sich nun aber bekannte Musiker zum 'Coming-Out' und packen diese Sachen in ein Electro-EBM-Gewand, lassen es spaßig aussehen und geben sich bei der Produktion trotzdem sehr viel Mühe, so ist letztendlich doch der eine oder andere von uns dafür sehr dankbar. Und im Stillen ist die Freude darüber vermutlich sogar noch größer als sich öffentlich nur über die Albernheiten der CD auszulassen. (PS: Bitte nicht vom ersten Titel verschrecken lassen. Mit dem typischen Funker Vogt Gesang und dem verzerrten Kick ist er nicht repräsentativ für den Rest des Albums.)