Mein erstes Review und da suche ich mir gleich eine Veröffentlichung mit insgesamt 20! Tracks aus. ? Aber sehen wir es mal so, es handelt sich um eine Band, die ich sehr mag. Ich finde auch, dass die Verpflichtung von Chris als Sänger einen absoluten Glücksgriff für die Truppe um Thomas und Rene darstellt.

Doch nun zum Album. „Element 115“ bezeichnet ja ein Element, welchem man nachsagt, dass es Zeitreisen ermöglichen soll. Und, um mir vorzugreifen, eine Zeitreise in musikalischem Sinne findet auf dem neuesten Funker Vogt Album gleich mehrfach statt. Doch es wäre zu einfach den Jungs zu unterstellen, sie würden nur allseits bekannte Versatzstücke unters Volk bringen. Sie erfinden das Rad nicht neu, nein, aber sie schaffen es auf grandiose Weise, dass ich mich mit jedem zuckenden Tanzmuskel abgeholt fühle. Auf die Albumthematik eingestimmt hat uns ja bereits 2020 die EP „Conspiracy“ als kleiner Appetizer für den hungrigen Fan. Aber die EP war keineswegs geeignet erahnen zu lassen, was da Tolles in den Abschussrampen des Funker Vogt`schen Mutterschiffes steckt und invasionsbereit auf die Erde zielt. Die Aliens sind unter uns, also schauen wir uns die Eindringlinge mal an.

„What if i`m wrong“ gibt den epischen Einstieg und macht so richtig Bock auf das, was da kommen mag. Man weiß gleich, wer da durch die Boxen dröhnt. Und das meine ich im positivsten Sinne. Mit „Olympus“ geht es danach weiter. Der Song kann das Niveau, dass der Opener (zugegebenermaßen ziemlich hoch) vorgelegt hat leider nicht halten. Trotzdem enthält Olympus mit den Zeilen „Jedes Andersdenken ist Verschwörungstheorie. Doch ist dann auch dein Gott nicht nur blanke Ironie?“ meinen Lieblingsreim des Albums. Ja, ich als eher einfach gestrickter Typ fahr auf so etwas ab. „Abducted“ legt dann mit einem entrückten Klavierintro wieder ganz schön vor, um in einen treibenden Beat einzusteigen. In seiner verspielten, verschachtelten Machart ist der Song wieder ein klarer Auftrieb. Der Refrain lädt zum Mitsingen ein. Der Kopf wippt wieder auf und ab. Mit „A.I.“ zerrt man das Volk letztendlich sicher auf die Tanzfläche. Ein dreckiger Beat schielt frech durch eine einfache, aber sehr eingängige Melodie. Der englisch dargebotene Refrain fängt einen dann endgültig. Der erste Song, der einfach Spaß macht – „Es ist nicht leicht ein Gott zu sein!“ Fürwahr.

„Gaia“ verschafft dann eine Verschnaufpause, da das Tempo wieder zurückgenommen wird. Der klare Beat wird von Soundfetzen getragen, man kann in jeder Ecke ein neues Flackern entdecken, bis sich alles in einem getragenen Refrain auflöst. Ja, das gefällt! „To the sun“ beginnt etwas tragisch mit einer einsamen Stimme. Das macht durchaus neugierig. Umso mehr tut es mir leid, dass der Song mich nicht wirklich abholt. Jungs, ick weiß, dass ihr das besser könnt. Der Gesang ist zwar dreisprachig gehalten, aber der Song wirkt ein wenig wie ein Füller. Aber ok, die Pause braucht man tatsächlich auch. Denn mit „Invasion“ kommt jetzt das nächste Highlight. Stampfend wird der Hörer aufgefordert: „Prepare for Invasion“. Und ja, wir sind verdammt bereit. In bester alter Stampfmanier dröhnt der Electrobeat. Jup, in den Clubs, wenn sie denn wieder öffnen, wird das Ding zünden und für den ein oder anderen Tanzkollaps sorgen. Während wir ja bis jetzt eher aus der Sicht der Besuchten das Geschehen um den themenbildenden Alienüberfall erlebten, geht es nun auf die andere Seite. „The Grey“ ist ein kleiner, fieser Song, der die Invasion aus Sicht der Invasoren beleuchtet und man kann die hinterhältige Freude der Eindringlinge faktisch spüren. Wir kommen nicht in friedlicher Absicht! Jup, der Song passt auch.

Mit „Lost“ wird das Geschehen wieder gediegener und klar strukturiert. Und Chris lässt mal wieder seine Singstimme im Refrain hören. Klarer Tipp: zieht euch den Break bei 02:24 rein. Ich dachte erst, die Anlage ist kaputt. Aber nein, das kam echt unerwartet und der Song gewinnt durch dieses Goodie nochmal enorm. Mit „The Wanting“ bewegen wir uns wieder nach oben, wohl auch im zweideutigen Sinne. Thematisch wieder aus der Sicht der Invasionsopfer passt hier einfach alles. Schräge Sounds, cooles Arrangement und spezielle Interpretation. Man kann die Beklemmung förmlich spüren. Ganz klar der nächste Albumhöhepunkt. Nun kommen wir zu „I want to believe“. Dieser stapft bedingungslos von Anfang an durch. Schade ist, dass die Feinheiten, die die anderen Songs so hochheben hier etwas zurückgenommen sind. Nochmals so ein kleiner Füllsong, der sich angenehm anhört, aber mehr eben leider auch nicht. Mit „Lost Kingdom“ findet sich dann auch gleich die Fortsetzung. Jup, das ist ok, aber eben nicht so der Burner. Sollte uns jetzt gegen Ende des Albums die Puste ausgehen? Aber nope, weit gefehlt. Song 13 ist „A step into the dark”. Diese düstere Inszenierung hinterfragt, ob wir denn tatsächlich dazu bereit wären, dass alles sich ändert. Ich weiß zwar nicht genau, wann der Song geschrieben wurde, aber gerade jetzt in Corona-Zeiten wirkt dieser Song als umso düstereres Omen für die Zukunft. Als Abschluss des regulären Albums ist dieser Song absolut treffend, passend und schießt ins Mark.

Bevor ich zur Gesamteinschätzung komme, will ich noch flugs einen Blick auf die Bonustracks der vorliegenden Edition werfen. „The fallen race“ ist schon von der „Conspiracy“-EP in guter Erinnerung. Ich will sagen, der hier dargebotene Bonus Edit vermag noch eine Schippe draufzulegen und klingt irgendwie drängender und bedrohlicher. „To the sun“ im Bonus Edit wirkt zwar weicher und gefälliger, aber Freunde werden ich und der Titel wohl nicht. „God with us“ ist ein Funker-Song, der sich durch den treibenden Beat live bestimmt gut weghört, aber hier nicht besonders auffällt. „Gate of the Gods“ hat wieder einen kleinen dreckigen Synthiesound, welcher die Menge zum Durchmarschieren auffordert. Als Bonustrack absolut gerechtfertigt. Mit „How to kill a god” schließt man thematisch wieder zum Albumtitel auf. Dieser Song hätte sicher auch mehr als eine Berechtigung gehabt direkt auf dem Album zu landen. Ja, er ist ganz klar nochmals ein positiver Aufhorcher. „Invasion“ im Bonus Edit steht der genialen Album-Version in nichts nach. Bietet aber nochmals verlängerten Spaß. „We believe“ ist ebenfalls bereits von der „Conspiracy“-EP vertraut. Diese, etwas längere Version bietet dann jedoch zur bereits bekannten Variante keinen wirklichen Mehrwert.

Ok, kommen wir zum Fazit: Die drei Jungs von Funker Vogt haben wieder absolut gute Arbeit geliefert. Das Album ist wirklich ein gutes Stück Musik für den geneigten Hörer. Hervorheben möchte ich auch, dass man sich durchaus auch die Texte zu Gemüte führen sollte. Diese sind vielschichtig und lassen die Story des Albums aufleben. Wenn man auf tiefsinnige Betrachtungen keine Lust hat, bekommt man auf „Element 115“ coole Beats und absolut tanzbare Songs, die die derzeit fehlenden Konzerte schmerzlich vermissen lassen. Aber, es kommen bessere Zeiten. Und, dann werde ich auch auf einem Funker-Konzert zu den Titeln abfeiern. Im Gegensatz zur sonstigen Kundenverarsche bietet bei „Element 115“ die Bonus Track Version einen tatsächlichen Mehrwert und lohnt sich absolut. Dieses Album wird meine Ohren öfter erfreuen. Als kleiner Tipp sei noch das Video zu „Olympus“ erwähnt, welches selbst Ed Wood hätte vor Freude erschauern lassen. Gönnt euch das. Dieses visuelle „Meisterwerk“ zeigt nicht nur, dass die Jungs sich selbst nicht allzu ernst nehmen, sondern versöhnt witzigerweise auch irgendwie mit dem Lied, das leider ein schwächerer Albumbestandteil ist. Mit dem Video macht es aber doch enormen Spaß. Unter dem fabulösen Titel „Mc 5f146d107s27p3“ haben Funker Vogt bereits für März 2021 die nächste EP angekündigt. Ich freu mich enorm drauf! Es ist für uns alle schwer, aber Funker Vogt macht die Warterei auf den Normalzustand in jedem Fall erträglicher.

Für „Element 115“ gibt es von mir alle verfügbaren Daumen nach oben, da sich selbst die nicht auf Anhieb zündenden Songs auf solidem Niveau bewegen.