Fugue - Yell

Fugue - Yell

Es gibt Veröffentlichungen die nicht nur Musik sind, sondern auch emotionale Zustände in Klang verwandeln können. 'Yell' von 'Fugue' ist genau so ein Werk. Es erzählt keine Geschichten im klassischen Sinne, sondern erschafft eine Atmosphäre, in der sich jeder Hörer wiederfinden kann – oder vielleicht auch verlieren muss. Für mich fühlt sich diese EP an wie ein Roadtrip ins Nichts, eine rasante Fahrt mit festem Griff am Lenkrad, der Blick starr nach vorn, während die Gedanken Karussell fahren. Die Vergangenheit taucht im Rückspiegel auf, verschwimmt und wird von einer unerbittlichen Dunkelheit verschluckt, die Fugue mit einer Mischung aus Minimalismus und Intensität vertont.

Die Musik auf Yell wirkt auf den ersten Blick reduziert, beinahe asketisch, doch genau darin liegt ihre Kraft. Fugue aus Frankreich versteht es, mit wenigen, perfekt platzierten Elementen eine dichte, bedrückende Atmosphäre zu schaffen. Der kalte, metallische Klang der Synthesizer erinnert an den Hauch eines frostigen Windes, während die Vocals oft mehr gehaucht als gesungen wirken – intim, verletzlich und trotzdem kraftvoll. Es ist, als würden Fugue ihre innersten Gedanken und Ängste direkt in die Welt hinausschreien, allerdings auf eine Weise, die kontrolliert und beinahe zurückhaltend wirkt. Dieser Widerspruch macht die Musik faszinierend. Sie ist radikal und doch irgendwie tröstend, wie eine Stimme, die sagt: „Ja, es ist schwer, aber du bist nicht allein.“

Was mich persönlich besonders beeindruckt hat, ist die emotionale Ehrlichkeit, die Yell ausstrahlt. Fugue sind nicht daran interessiert, sich in virtuoser Technik oder übertriebenen Arrangements zu verlieren. Stattdessen geht es ihnen darum, eine Stimmung zu transportieren, und das gelingt ihnen auf beispiellose Weise. Die Musik wirkt introspektiv, sie zwingt einen, innezuhalten und nachzudenken. Es ist nicht immer angenehm, diesen Momenten nachzugeben, aber genau darin liegt die Stärke dieser fünf-Track-EP. Fugue schaffen es, den Hörer in eine meditative Starre zu versetzen, in der die Zeit für einen Augenblick stillsteht. Für mich ist Yell eine Art kathartisches Erlebnis. Es ist, als würde man auf eine Reise gehen, ohne genau zu wissen, wohin. Man fährt durch eine nächtliche Landschaft, das Licht des Mondes weist den Weg, und irgendwo da draußen wartet vielleicht eine Antwort auf die vielen Fragen, die Fugue musikalisch aufwerfen. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ist die Suche nach Antworten genau das, worum es geht.

Wie gesagt, das Album besticht durch seine dichte Atmosphäre, emotionale Tiefe und minimalistische, aber effektive Komposition. Es verlangt dem Hörer Aufmerksamkeit und Offenheit ab, belohnt jedoch mit einem intensiven Erlebnis, das weit über reinen Musikgenuss hinausgeht. Ich vergebe hier mit gutem Gewissen eine gute 4,5 von 5 Sternchen. Der Grund für die minimale Abweichung von der Höchstwertung liegt darin, dass die Kürze des Albums – knapp 18 Minuten – zwar seine Intensität unterstreicht, aber gleichzeitig ein wenig das Gefühl hinterlässt, dass es noch mehr zu entdecken geben könnte. Für mich ist es ein Werk, das man nicht nur hören, sondern fühlen muss – ein Soundtrack für alle, die sich auf den Weg ins Unbekannte machen wollen. Und das mache ich jetzt. Noch einmal Play drücken.

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