Zu Front Line Assembly (FLA) muss man wohl keine großen Vorworte verlieren. Als eine der "alten" Bands die noch regelmäßig Alben rausbrachten, waren einige von diesen aber eher der Kategorie Soundtrack, Film - und Spielemusik zuzuschreiben. Auch wurden viele DnB und Dubstep Elemente verarbeitet. Nicht jedem gefielen diese Versatzstücke, aber musikalisch war es - wie eigentlich immer bei FLA - ordentlich gemacht und gut produziert. Die Produktion ist auch auf dem neuem Album amtlich. Obwohl manche Lieder etwas minimalistischer als früher sind, ist Klang und Druck auf dem Album durchaus anderen "alten" Bands wie VNV, Apop, Covenant etc. - die auch jeweils neue Alben in den letzten 2-3 Jahren rausbrachten - überlegen. Auch Depeche Mode - "Spirit" kommt klanglich kaum an "Wake Up The Coma" ran. Nicht so überraschend, sind manche Bands "von früher" ja eher ein Schatten ihrer selbst bzw. machen nun Rock - Tribute Songs ihrer eigenen alten Tracks :) Der Vergleich mit Depeche Mode könnte unfair sein, denn von härteren Synthi-Dance Hits haben diese sich ja länger verabschiedet und "Spirit" ist auch relativ ruhig gehalten und im Album Kontext nicht so übel.

Die Hauptpersonen hinter "Wake Up The Coma" sind Rhys Fulber, Greg Reely und Bill Leeb, also illustre Namen. Dann noch einige Gastmusiker, Robert Görl (Track 1), Jimmy Urine (3), Nick Holmes (8) und Chris Connely (12). Die ersten beiden Tracks haben eine treibende DAF / Die Krupps Bassline und kommen im Midtempo daher. Textlich kann man "Eye On You" durchaus mit "Eye Over You" gleichsetzen, also das Big Brother Thema. "Rock Me Amadeus" finde ich okay, ist aber potentiell etwas zu Nahe am Original - was manche als Vorteil andere als Nachteil empfinden werden. Jedenfalls kotzt man nicht ab, wie bei anderen Covers schonmal der Fall. "Tilt" ein Hit der an ältere Werke aus der Mittelphase errinnert. "Hatevol" ein EBM-Industrial Stampfer - aber trotzdem melodiös. Hier hört man auch die druckvollen Instrumente und Produktion, die das Album auszeichnen besonders. Warum das einige der anderen Bands nicht (mehr) hinkriegen oder nicht wollen, ist unbekannt. Krass, für "Proximity" gilt das Gleiche. "Living The Lie", coole Bassline aus dem oldschool Psytrance Department - geht nach vorne, beim Chorus und den Lyrics scheiden sich die Geister allerdings. Ab 4:00 wird es richtig gut, hätte sogar noch länger sein können. Davon bitte einen Mix mit anderem Chorus, also anders ausgebaut, oder ganz ohne. Der Titeltrack mit Nick Holmes am Micro, unglaublich gut, hätte auch gerne Nicks "growls" gehört. "Mesmerized" siehe die ersten beiden Tracks, cool hier insbesondere zu hören, wie die Stücke sich aufbauen und oft im dritten Drittel noch neues offenbaren! Der ruhigste Track "Negative Territory", trotzdem mit härteren Drums, auch hier gefällt mir der Gesang nicht wirklich - Geschmackssache. "Structures" wieder ein Hit, nichts zu meckern. Das letzte Stück, die Vocals sind für mich wieder eher miss als hit, auch ruhiger. Steht gut am Ende, da auch das schwächste.

Man hätte "Wake Up The Coma" mit Nick auch ans Ende stellen und "Negative Territoy" nach "Structures" plazieren können. Denn diese stören ein bisserl den oldschool - trotzdem modern klingenden - industrial flow des Albums. Und ebenso "Rock Me Amadeus", was aber auch alleine stehend eine gute Coverversion ist. Auffallend ist, dass die Nutzung von Film Samples deutlich zurückgefahren wurde, es wurde wohl auch langweilig mit der Zeit. Was man ja auch gut an zB. VAC merkt, der ja einer der Hauptnutzer von Sprachsamples war, aber viele gehen mit der Zeit auf die Nerven. Früher klauten Bands wie FLA ja auch mal gerne Gitarrenriffs von Metalbands. Die Schwächen wie einige Lyrics, 2-3 der Choräle, "Spitting Wind" und "Negative Territory" sind nicht genug um fette 5 von 6 Punkte Bewertung zu verhindern. Wer gleich gut klingende Alben aus den letzten 2-3 Jahren kennt, möge sie bitte unten posten, danke.