Front Line Assembly ist eine DER Legenden der elektronischen Musik. Das steht außer Frage. Nach den Veröffentlichungen der letzten Jahre beschleichen mich allerdings immer leichte Zweifel, wenn ich vorher in der Presse und den Anzeigen Loblieder auf die neuen Songs vernehmen kann. Diese schüren bei mir als Fan extrem hohe Erwartungen und mit wenigen Ausnahmen wurden diese leider schon lange nicht mehr richtig erfüllt. Jetzt ist es mal wieder soweit. Und vor dem Album "Improvised.Electronic.Device" schickt Dependent mit "Shifting Through The Lens" eine Vorab-Maxi ins Rennen, die diese Bezeichnung auch verdient hat. Ein Club-Mix des Titeltracks und zwei weitere Tracks. Keine Remixe, keine Coverversionen. Das schreit fast nach eine Vinyl-Version. Aber wir wollen nicht direkt durchdrehen und uns lieber auf die Musik konzentrieren. Mit etwas Angst vor einer weiteren Enttäuschung schiebe ich die CD in den Player, Kopfhörer auf und los. Es zischt, knackt und ein treibender Beat walzt durch meinen Kopf. Die Vocals sind sehr verfremdet und haben dadurch wieder nicht den Biss wie zu „Caustic Grip“ Zeiten. Nach zwei Minuten wird ein erster Höhepunkt angerissen, aber erst nach gut drei Minuten kommt er dann wirklich und im Chorus ist der Gesang absolut passend und man möchte im Strobo auf einer Tanzfläche zappeln. Herrlich! Dann folgt „Angriff“. Und Angriff ist ja bekanntlich die beste Verteidigung und dieses Motto beherzigt der kanadische Vierer hier. Nach einem sanften Start setzen Gitarren ein, die an „Millenium“ erinnern. Der Song hat verschiedene Ebenen und der zweistufige Refrain überzeugt mich wie schon lange keiner bei einem Song von Bill Leeb. Gerade der erste Teil des Refrains schreit nach dem Einsatz in den einschlägigen Clubs. Hier wurden die Vorschusslorbeeren zu Recht verteilt. „Endless Void“ beschließt diesen Vorgeschmack auf das für Juni angekündigte Album. Ein intensives Instrumental, welches in Erinnerung ruft, dass Delerium nicht immer ein erfolgreicher Dance-Act waren. Auch großartig. Und genau richtig zum Runterkommen ohne die Spannung zu verlienen. Bevor es wieder von vorne losgeht. Jetzt sind alle Sorgen über Bord. Zwar gibt es bei den Vocals noch Luft nach oben, aber das knallt wirklich wie in den guten alten Zeiten. Daher genug geschrieben – her mit dem Album! Wie soll das denn erst werden, wenn Al Jourgensen dann auch noch seine Finger im Spiel hat? Und wehe ich erwische einen DJ ohne diese CD im Gepäck! Ach ja - zur Sicherheit sei an eine alte Regel erinnert „Bitte laut hören – oder gar nicht!“.