Wer hier auf der Suche nach einem ernsthaften und tiefsinnigen Stück Musik ist, möge an dieser Stelle das Lesen einstellen und sich die nächsten Paar Minuten seiner Lebenszeit sparen. Wer sich allerdings an vertonter Alberei erfreuen kann, dürfte an Friedemann Weises Zweitwerk 'Ein bisschen Friede' durchaus seine Freude haben können. Was der Kölner hier mit drei Akkorden und einer offensichtlichen Aversion gegen jede Form von Metrum abliefert, ist ein wilder, blutiger Raubzug quer durch die popmusikalische Landschaft: Ein wenig Singer-Songwriter, ein ordentlicher Schuss Elektropunk, eine Portion hirnloser Radiopop, ein Quantum Pseudoraggae und weil es noch nicht genug weh getan hat, noch eine Prise Schlager oben drauf, den Mixer angeschmissen und fertig ist der abgedrehte Cocktail, den Weise selbst recht treffend als Satiropop bezeichnet. Textlich geht es, weitestgehend in deutscher Sprache, um allerlei Unfug: Goldene Hollandräder, überzeichnet dicke Mütter, Affären mit allerlei Damen und diverse Popklischees. Genau hier ist aber auch das große Problem des Albums: Während böse Zungen Weise schon bei der Instrumentalisierung völlige Talentfreiheit vorwerfen können, ist der Text völlig frei von irgendwelchem Metrum und ein möglichst dämlicher Reim jagt den nächsten, sodass man im Laufe der Platte das dringende Bedürfnis entwickelt, dem armen jungen Mann einen Schreibwerkstattskurs zu schenken. Man könnte jetzt meinen, dass hier abschließend nun die verbale Enthauptung von Friedemann Weises zweitem Longplayer stehen müsste, wird sie aber nicht. Denn so sehr ich es selbst nicht erklären kann: Die Platte macht, trotz allem musikalischen und lyrischen Dilettantismus, einfach verdammt viel Spaß, geht beeindruckend gut ins Ohr und schafft es, warum auch immer, sich da sogar festzusetzen. Feinsinnige Satire ist auf dieser Scheibe nicht zu erwarten, aber wer es zwischendurch gerne mal ein wenig dumpf, flach und gnadenlos überzeichnet mag, dürfte hier glücklich werden. Anspielen: Hemd, Deine Mutter, Rheinsehn