Was bin ich begeistert. Waren Frank the Baptist bisher zwar immer ein Garant für nette Goth Rock Musik, muß ich doch zugeben, daß ich mich nie zum Kauf der beiden Vorgängeralben überwinden konnte. Das soll nicht heißen, daß "Different degrees of empty" und "Beggars would ride" schlechte Alben sind. Nur fielen sie mir in der Masse der Goth Rock CDs nicht als etwas Besonderes auf. Nun steht das neue Release im Laden und ... ich bin nach nur einem Durch(hör)lauf stolzer Besitzer dieses kleinen Juwels geworden. Das "Prelude" schnell geskippt (Ich bin einfach kein Fan der Geräusch Intros und finde, daß in diesem Fall das Intro mit seinen Hafen- und Regengeräuschen nicht wirklich zum Flair der Songs passt) wartet "If I speak" mit einer mitreißenden Stimmung auf. "If I speak much louder, will you hear me were you are....?" säuselt Frontmann Frank the Baptist anfangs zaghaft ins Mikrofon um dann zusammen mit dem Rest der Band durch einen der besten Goth Rock Songs der letzten Monate zu führen. Gitarren mit beschwingt leichten, bisweilen Western-artigen Melodieführungen, treibende Bassgitarren und ein Schlagzeuger, der mich bisweilen an seelige Faith and the Muse Zeiten (ich weiß, ich weiß, es gibt sie noch, aber irgendwie war die letzte Platte meiner meinung nach ein Reinfall) erinnert. Es folgen innerhalb von 45 Minuten fast nur Volltreffer - selbst "When the sky" und "Scars forever", die mich am wenigsten begeistert haben, würden auf Platten anderer Bands bereits ein Kaufgrund sein. Nie wird es kitschig, nie wird es langweilig : Das sehnsüchtige "Beg steal and borrow" mit Violinen und ruhiger Melodieführung, "The wrong house" mit einem Refrain, der dem Zuhörer eine Gänsehaut bereitet und der vor allem in der zweiten Hälfte durch den verzerrten "Tunnel"-Gesang völlige Ruhe und Entspannung garantiert - ich kann mich an keinem Song genug satthören. "Ever" bringt wieder die Power und Energie auf die Platte, die Instrumente werden lauter, die Gitarren härter und vor allem die Drums machen wirklich Spaß - die Stimmung bleibt aber weiterhin positiv-melancholisch (wenn man sich darunter etwas vorstellen kann). Besondere Erwähnung sollten noch 2 Songs finden : "Call the tune" ist ein ideales Kneipenlied, es darf geraucht werden, es sollte Bier und Stärkeres fließen : Frank the Baptist singt von Frauen und vom Alkohol und man hat Lust, mit ihm zusammen zu versumpfen. Eigentlich bereits an vierter Stelle (wenn man das Intro mitzählt) und doch habe ich es mir für den Schluß aufgehoben : "Harlot of Nations" ist das Lied, das mich entgültig zum Kauf überzeugt hat und das seitdem mindestens einmal pro Tag gehört, fast schon zelebriet wird. Es ist weniger der Text über die Dirne Babylon als vielmehr die treibende Melodie. An diesem Lied stimmt einfach alles : Es passt wunderbar zum Gesang von Frank the Baptist, wartet mit einem kleinen Gitarrensolo auf, das Drumming läßt bereits den Oberschenkel mitzucken und auf der Tanzfläche kann man ganz in dem Song aufgehen. Ja, hier haben wir ein wirklich gutes Album und ich hoffe wirklich, daß sich die Songs häufig in die Playlists der Clubs eures Vertrauens einschleichen. Denn es muß nicht immer Electro sein, das tanzbar ist und gute Laune macht (scheinen ja leider immer mehr DJs zu vergessen). Und für den Privatgebrauch gebe ich auch meine völlige Zustimmung : besonders bei dem sonnigen Wetter und der Frühlingstimmung, die uns gerade einfängt (zumindest hier in Norddeutschland), ist es doch einmal schön, ein Goth Rock Album zur Hand zu haben, daß für jede Tageszeit und Stimmung etwas bietet. Frank the Baptist haben mich überzeugt. Fans der Vorgänger werden sowieso zuschlagen, aber auch alle anderen sollten ein Ohr riskieren - denn solche Alben braucht der Goth Rock (Death Rock, Bat Cave, weißdergeier : gitarrenorientierte Gothik-Musik) einfach.