Und weiter geht meine wilde Rückkehr in die Bewertung von Musik. Warum nicht einmal besonders reisen, zum Beispiel auf dem Rücken von Sleipnir, dem achbeinigen Ross Odins? Ja, The flight of sleipnir sind zurück mit Album Nummer Acht und es ist für mich eine vergleichbare Erfahrung gewesen wie die letzte Scheibe von Alcest: Mehr vom Guten.
Jedoch ist die Band sicherlich bei weitaus weniger Menschen auf dem Radar und das kann ich einerseits nachvollziehen, finde es aber andererseits aus künstlerischem Aspekt ausgesprochen schade. Die vier Herren aus Colorado haben optisch und musikalisch etwas ganz eigenes geschaffen – und das erlebt man ja immer seltener. Wenn man sich dem Genre Stoner Rock stellt, so kommt man unweigerlich an einer Form der Abmischung vorbei, die (Trommelwirbel) staubtrocken ist. Tief gestimmte Gitarren, Garagensound, wenig Opulenz. Fu Manchu, Kyuss oder ältere Queens of the Stone Age kokettier(t)en mit Rock der 70er, brachten ihn in die Neuzeit und zeigten ihre Liebe auch optisch durch den Einsatz von Stilmitteln auf Plakaten und Covern, die den 70ern entsprechend Jugendstil mit leichtem Comic-Look verbanden. The Flight of Sleipnir machen genau das seit 2007. Aber sie sind eigentlich Black Metaller und thematisieren nordische Mythologie.
Die daraus entstehenden Artworks sind in meinen Augen bildschöne Kunst, die Musik ist eigenwillig und fantastisch. Langsam, doomig und episch, fieses Keifen und schöner Gesang vor einem Stoner Rock Sound, der aber Black Metal ist. Die Band hat einen unverkennbaren Sound, was allein schon einmal großartig ist. Aber auch inhaltlich überzeugen sie mich auf 'Nature's cadence'. Jedes der fünf Stücke ist in meinen Ohren mindestens gut, „Madness“ und das abschließende „Wanderer“ gehören zum Besten, was die Band bisher geschaffen hat – vielleicht möchte ich nur bemängeln, dass mit 38 Minuten nicht viel Musik auf dem Album zu finden ist. Ich bin ja eher ein Freund seltener, aber üppiger Releases.
Ich jammere auf hohem Niveau, 'Nature's Cadence' ist ein tolles Werk einer Band, die es sich gemütlich in ihrer Nische gemacht hat, ohne die Lust zu verlieren. Wer also schon immer mal hören wollte, wie Queens of the Stone Age wohl Blackened Doom Metal umsetzen würden oder wer sich als Panda auch mal in die Wüste Colorados trauen möchte, der sollte der Band endlich die Beachtung schenken, die sie in meinen Ohren mehr als verdient.
The flight of sleipnir – Nature's Cadence
27.09.2024 / Eisenwald
https://theflightofsleipnir.bandcamp.com/album/natures-cadence
North
Madness
Vingthor
The Woodsman
Wanderer