Woran denkt Otto-Normal-Mattenschwinger, wenn er den Namen Finntroll vernimmt? Richtig – haufenweise stark angetrunkene Musiker, gute Laune uuuuund Humppa. Die wilde Meute hat es geschafft, sich mit ihren ersten beiden Alben (in gewisser Weise auch noch Nummer 3) einen Ruf einzufangen, den man nur schwer wieder los wird. Doch seit „Ur jordens djop“, dass 2007 aus Finnland herüberschwappte, weht da ein ganz neuer Wind: Finntroll sind nach 9 Jahren Lebenszeit zumindest ernsthafter geworden. Ob das Ganze auch ernstzunehmen ist konnten nur die Hörer entscheiden und die sahen in „Ur jordens djop“ einen durchwachsenen Versuch, sich vom Spaßkapellenimage zu befreien. Oder die Hörerschaft wollte schlichtweg diesen Befreiungsschlag nicht. „Nifelvind“ setzt aber genau hier an und nach dem Intro bekommt der Hörer ein Album um die Ohren getrümmert, das zeigt, wie professionell die langohrigen Waldschrate inzwischen komponieren können. Denn hinter dem (gerade in der limitierten Version) wiedermal sehr schmucken Artwork steckt ein reifes Album. Der Einstieg ist mit „Solsagen“ mehr als gelungen: Hier wird zunächst einmal das dicke Schwarzmetalbrett ausgepackt, ein paar Paganverweise obendrauf, ein schön non-linearer Aufbau... und doch ist alles so Finntroll, wie es nur geht. Nicht nur das die uffta-uffta Quetschkommode immer wieder mal ausgepackt wird, schelmische Zwischenspiele die Härte auflösen und „Hu-Ha-Hintergrundchöre“ richtig Stimmung machen – der Refrainchor ist nicht nur absolut launemachend, sondern läd Dank fröhlichem Grundtenor und dem fehlen von so komplizierten Dinge wie Wörtern zum lautem Mitgröhlen bei 3,o Promille ein. Ein wenig mystisch („Den frusen munnen“), mit keltischem Streicherspiel („Ett norrsenkensdad“), schön stampfend („Tiden utan tid“), kurz: recht abwechslungsreich für das statische Grundgerüst des Black/Pagan Metals. Mit „Galgasang“ zeigen die Urknarze dann mit einer schönen getragenen Akustikballade etwas Herz. „Under bergets rot“ erinnert am stärksten an die Humppa-Wurzeln (und zeigt damit am stärksten, wie gut Finntroll geworden sind) und ist mein Favorit auf „Nifelvind“. „Drap“ schließt das Album stimmig ab und zeigt, dass die Wilden ihre Metalerzeugnisse stehts mit einem Augenzwinkern betrachten können. Schließlich darf auch nicht das Booklet unerwähnt bleiben, denn die Gestaltung verdient ein häufiges Durchblättern absolut: „Schnappschüsse“, Bleistiftnotizen sowie gelungene Bandphotos. Ich kenne wenige Bands, die es schaffen, mit Langohren nicht lächerlich zu wirken und noch weniger Metalbands, die es schaffen, künstlerisch wertvolle un-Poser-Photos in ihre Booklets zu setzen, die man auch mal Szenefremden zeigen kann ohne dass die Metal gleich für Kopflosenmucke halten. Und ist „Nifelvind“ auch keine Scheibe, von der man in Jahren als bahnbrechend und innovativ sprechen wird, so werden mir Finntroll als starke und professionelle Band im Kopf hängen bleiben. Das ich das noch mal denken würde hätte ich zu Beginn der Bandkarriere nicht vermutet. Ps: Käufer der limitierten Version erhalten neben einer schicken Box im CD-Format, einem als niedlich/übersichtlich zu bezeichnenden Maus- (oder eher Mäuschen)Pad und einer Flagge auch noch „Under dvärgens fot“, die akustischen Version des Schunklers „Under bergets rot“ – also ich habe den Kauf dadurch umso weniger bereut.