Pascal Finkenauer, einigen Lesern vielleicht bekannt als Sänger der Gruppe JAW, zeigt auf dem mit seinem Nachnamen betitelten Album-Debut, dass er durchaus auch Solo-Qualitäten aufweist. 12 musikalische Darbietungen auf ca. 350 MB CD-ROM – sprich 40 Minuten – zeigen den exzentrischen Performer in vielen unterschiedlichen Facetten. Kategorisieren könnte man das ganze vielleicht als deutschsprachigen Elektro-Poesie-Pop-Rock, denn die Texte stehen oftmals im Vordergrund der Lieder. Mit ‚Wir schreiben die Gedichte neu’ öffnet sich der Reigen mit ‚großem Kino’ im minimal aber zugleich dynamisch produzierten Gewand. Pointierte Beats und rhythmische Vocals lassen einem keine andere Wahl als mit dem Kopf zustimmend mitzunicken. Stimmlich gehen in gleiche Richtung ‚Oh, meine Freunde’ und ‚Wind rückwärts’, bei denen Finkenauers Gesang einem Staccato von Silben ähnelt. Einmal kalt und monoton, dann wieder mit angetäuschten Melodien. Mit musikuntermalter Rezitation werden ‚Im Park’ Geschichten erzählt und die Single ‚Völlig egal’ liefert ein radio-taugliches Stück deutschsprachiger Indie-Musik und ist dabei weder flach noch aufdringlich. Persönlich grenzwertig finde ich die fast ausschließlich mit Klavier unterlegte Ballade ‚Danke’, deren Text für meinen Geschmack über den Grat des Erträglichen hinausgeht (Danke, dass ich Dich manchmal halten darf, wenn die Zeit für den Rest verlischt. Danke dass wir über alles reden können, wenn einem von uns anders ist, ...) und die auch musikalisch eigentlich nur ‚nett’ ist. Dass Finkenauer die leisen Töne auch besser beherrscht, zeigt er dann eindrucksvoll auf ‚Ändern’. Ein Schluß mit Pauken und Trompeten bescheren 22 sec ‚Gedichte’ aus dem Probenraum. Schade, dass es die grandiose B-Seite ‚Rückkehr zum Haus’ von der Mitte des Jahres erschienenen EP ‚Wir schreiben die Gedichte neu’ nicht auf das Album geschafft hat. Zumindest kann man diese – wenn auch in schlechter Qualität - auf Finkenauers Website anhören. Sicherlich sind die schnellen Stücke zunächst die herausragenden Momente des Albums, bis auf die erwähnten Ausnahme sind aber auch die langsamen Tracks wirklich hörenswert und machen das Werk zu einem runden Ganzen. Dies ist nicht zuletzt der Verdienst der markanten Stimme Finkenauers. Schön: mal wieder was ganz anderes...