Der Legende nach gründet Richard Patrick 1993 die Band Filter direkt nach Ende eine Nine Inch Nails Tour mit ihm an der Gitarre. Das Debüt „Short Bus“ wird in den Staaten ein Riesenerfolg, die Single „Hey Man, Nice Shot“ ein Hit. Im Laufe der Zeit variiert Filter musikalisch mehrfach, was es den Fans teilweise schwer macht. Und dazu führt, dass Filter zwar nie den absoluten Erfolg haben, dafür aber einen guten Namen unter Metalfans, Rockfans und Freundes des Gitrarren-Industrials erlangen. Nicht zuletzt dank einiger Beiträgen zu Soundtracks. Im September 2010 erscheint nun „The Trouble With Angels“ auf dem deutschen Label Nuclear Blast und mit teilweise neuer Besetzung ist die Band zur Zeit in den Staaten auf Tour. Das vierte Filter-Album bietet eine kleine Zeitreise durch die Geschichte von Filter und teilweise eine durch die härtere Rockmusik, wobei der elektronische Anteil und die tolle Produktion auffallen. Der Opener ist gleichzeitig die Vorabsingle und drückt direkt aufs Gas. Patrick gibt unumwunden zu, dass die ersten drei Songs für alle Freunde des ersten Albums gedacht sind. Was diese Fans sicher freuen wird. Alle drei Songs, vor allem aber „The Inevitable Relapse“, erinnern mich, der ich das Album aus meiner „Industrial-Sicht“ bewerte, an The Young Gods zu deren „T.V.Sky“ Phase. Mit Song vier beginnt die Abwechslung, „No Love“ hat Hitpotential und dürfte Fans von Linkin Park gefallen. Gerade gesanglich erinnern mich mehrere Songs an The Young Gods oder Linkin Park (im Refrain). Zum Beispiel „Down With Me“. Mit „Fades Like A Photograph“ gibt es eine schöne Ballade, zum Glück relativ frei von Kitsch. Das Fehlen von harten Gitarrenriffs dürfte kaum beklagt werden, der Punkt ist aber, dass diese nie durchbratzen, sondern immer wieder eingestreut werden, wie bei „No Love“ oder „Catch A Falling Knife“ (Ein sehr schöner Songtitel). Getragen wird der zweite Teil von „The Trouble With Angels“ von Refrains, die sehr nach Nu-Metal klingen, was die die Freude einiger Fans etwas trüben könnte. Textlich scheint die Bush-Ära inklusive Irakkrieg verarbeitet zu sein und es dominieren persönliche Themen. Den emotionalen Abschluss bildet „No Entry“. Ähnlich intensiv wie die ruhigen Klassiker von Nine Inch Nails, aber weit weniger abgründig. Meiner Ansicht nach ist die Nähe zum Mainstream aber kein großes Problem. Es wird wohl eine limitierte Version mit Bonustracks geben, die mir aber nicht vorliegt. Filter-Fans der ersten Stunde werden sich unter Umständen die Haare gerauft haben ob der Vergleiche mit dem Nu-Metal-Genre, daher sei noch einmal daran erinnert, dass Filter im Zweifel eher da waren. „The Trouble With Angels“ ist ein gutes, emotionales Album mit Biss, aus meiner Sicht fehlt aber weiterhin das gewisse Etwas, dass Bands wie etwa Nine Inch Nails so unvergleichlich macht. Vielleicht ist das der Preis, den die Amerikaner für Ihren Abwechslungsreichtum innerhalb der Songs bezahlen.