Nach dem keuschen "Emanuela" bruzzeln uns die Hamburger (mit freundlicher Unterstützung des Berliner Produzentenduos Modeselektor) den nächsten Moralbrocken auf die Stulle: „Bettina, zieh dir bitte etwas an!“ Werden die Jungs von „Fettes Brot“ so langsam die Vorreiter einer neuen Zurückhaltung? Wohl kaum, dazu bewegt sich der Text trotz aller christsozialen Zurückhaltung im Fahrwasser der leichtlebigen Spassgesellschaft und kann in den gleichen Zug mit Seeed gesetzt werden – diese propagieren zwar oberflächlich betrachtet eine andere sexuelle Mentalität, kommen aber mit den gleichen Zutaten für ihren Soundbrei daher. Klar, es blubbert, piept und der Beat ist auch am richtigen Fleck, doch musikalisch ist „Bettina – Zieh Dir Bitte Etwas An“ sehr überschaubar und langweilt in den eigenen vier Wänden schon nach gut zwei Minuten. Das es in den Clubs anders ausschauen wird, davon bin ich überzeugt, denn wer fragt schon nach anspruchsvoller Musik, wenn man doch nur Zappeln und den nächstbesten Nachbar anflirten möchte. Der Refrain besteht aus simplen aufbrausenden Geschrei und eignet sich auch mit 3,8 im Kessel zum Mitgrölen. Auf der Single befinden sich neben einem Remix des Titeltracks, noch „Hamburg Calling“ (in einer Liveversion) sowie „Grüner Zweig“. Über den Gehalt dieser drei Songs kann ich mir leider kein Urteil bilden, denn auf meiner Promo such ich diese Stücke umsonst. Wenn ich mir aber nur mal vorstelle, wie die Jungs sich an The Clash vergreifen (sie kamen mit „London Calling“ zu Weltruhm), bin ich darüber ganz froh. Ob das Album „Strom und Drang“ mit ähnlichen Ergüssen aufwartet, lässt sich ab dem 14.03. beantworten, dann steht die Scheibe nämlich bei eurem Plattendealer…