Zwischen den Jahren kann so einiges in einem Leben passieren. Zum Beispiel eine längere Schaffenspause, wie die des ehemaligen Wolfchant Bassisten Nattulv. Dieser hat sich seit seinem eindrucksvollen Debut "Gabreta Hyle" Anno 2007 ganze Acht Jahre Zeit gegönnt. Was sich "zwischen den Jahren" getan hat, kann sich inhaltlich sehen lassen. Die Thematik des Langspielers dreht sich vollständig um die Sagenwelt der Rauhnächte. Geografisch ist dieser vielfältige Themenkomplex eher im Süddeutschen Raum gen Bayern oder Österreich angesiedelt und wird dort auch noch im Rahmen einer lebhaften Brauchtumspflege aktiv betrieben. Überregional bekannt sind zum Beispiel die Perchtenläufe im Raum Kärnten. Kein Wunder das Nattulv, seines Zeichens selbst Niederbayer, hier aus dem vollen Schöpfen kann. Musikalisch ist dieser auf eher untypischen Pfaden unterwegs. Der Gesang ist überwiegend klar gehalten, wobei teilweise die rauhen Growls im Hintergrund mitschwingen. Die ersten beiden Lieder mit ihrem mäßigen Tempo klingen noch recht andächtig. Doch spätestens ab "Perchtenlauf" kommt die innere Dynamik dieses Silbertellers richtig zur Geltung. Wolfchant Freunde der alten Schule dürfen angesichts des gelungenen Riffings freudig die Mundwinkel nach oben spannen. Überhaupt bekommt Nattulv problemlos den Sprung zwischen melancholisch gemächlichen Passagen und ruppig fordernder Stromgitarrenarbeit auf die Reihe. Besonders das Stück "Altes Wissen" darf an dieser Stelle lobend Erwähnung finden. Es gibt keine wirklich drögen Passagen die sich unangenehm in die Länge ziehen. Durchdachtes Timing und Gespür für ein gesundes Maß am Abwechslungsreichtum sind die offensichtlichen Stärken dieses Albums. Ein pfiffiges "Zuckerle" ist der Song "I hob drammt" welcher, wie es der Titel vermuten lässt, komplett in Niederbayrischer mundart verfasst wurde. Wo gibt es vergleichbares? "Zwischen den Jahren" ist ein mutiger Exot. Gängige Pagan-Metal Platten drehen sich in aller erster Linie um die nordischen Erzählungen aus der Edda. Heimatliche Sagenkultur im Rahmen der Rauhnächte sind bis auf sehr wenige Ausnahmen eine absolute Seltenheit. In Zusammenhang mit dem Klargesang verstärkt sich der Eindruck. Dies mag den Gewohnheitshörer möglicherweise vor den Kopf stoßen, doch wer offenen Geistes ist gibt diesen vollauf gelungenen Diskus nicht mehr aus der Hand.