In die Kerbe herbstlicher Schwere, die sich nun auch bei mir einstellen will, schlugen dieser Tage gleich zwei Alben, die zeitgleich bei Prophecy Productions erscheinen. Und so lausche ich den neuen Klängen von Lantlôs und eben in diesem Fall Farsot. Und um es gleich zu sagen - beide Alben unterscheiden sich trotz ähnlicher musikalischer Spielwiese in nahezu allen Punkten, auch was die Qualität betrifft. Doch Schluss mit den unwichtigen Veröffentlichungsdetails - mit "Insects" holt sich der Hörer sowieso ein Album ins Haus, das viel Aufmerksamkeit erfordert und vollständig für sich stehen kann. Und bitte auch keine Fragen zum Stil: Denn was auch immer man dem Black Metal von Farsot vorsetzen will (Ambient, Avangarde oder Post), man wird immer nicht ganz richtig liegen und es ist letztendlich genauso müßig wie die gesamten Debatten um die Metalspielarten ansich. Farsot sind in erster Linie Farsot. Wer die Band noch nicht kennt bekommt ein paar Eckdaten: Die 5 Herren aus dem schönen Thüringen lassen sich nicht so gerne in die Karten schauen und nutzen deswegen entmenschlichte Pseudonyme a la 10.XIXt (Gesang) oder v.03/170 (Bass/Keyboards). Seit ihrer Gründung im Jahre 1999 lassen sie sich viel Zeit mit ihren Veröffentlichungen und konnten denoch (oder gerade deswegen?) vor allem mit der zweiten Demo "042103Freitod" und dem Debut "III" gut Punkten - und das sowohl bei Kritikern als auch in der Metal-Hörerschaft. Anspruchsvoll war die Musik schon bisher, anspruchsvoll sind sie auch 4 Jahre nach "III" geblieben. Und so könnte man nach einem flüchtigen Hördurchlauf nicht viel sagen über "Insects". Also Türen schließen, Telefon rausstöpseln, hinsetzen und lauschen. Und siehe da, mit der Zeit passiert etwas mit dem Hörer und man kommt so langsam an die unnahbare Welt von Farsot heran. Da Kenner der Band erahnen können, was sie erwartet versuche ich mal eher, mich an Unkundige zu richten: Weg mit dem Gedanken, dass sich da ein Silberling im Player dreht, der typisch für die Black Metal Veröffentlichungen aus dem Hause Prophecy ist. Denn mit lieblich, romantisch oder melancholisch hat "Insects" eigentlich nichts am Hut. Vielmehr wird man von kalten, zirkulierenden Gitarrenläufen, Samples und einer rauhen Atmosphäre umgehauen, die mich ein wenig an eine "klare" Version von Darkspace. Und schnell zeigen sich vor allem 2 Dinge: der röchelnde Gesang, der so gar nicht an das typische schwarzmetallische Fauchen erinnert, stimmt zum einen englische Texte an (statt wie auf den bisherigen Alben deutsche). Zum anderen merkt man, dass die Musiker klar ihre Instrumente beherrschen. Punktgenaues Gitarrenspiel, treibende Drums und minimal eingesetztes Keyboardspiel. Insgesamt wird sehr sparsam mit allen Mitteln gearbeitet, jeder Ton ist wichtig. Das erinnert mich ein wenig an Bands wie z.B. Tool, die eben nicht aus sich selbst darstellenden Einzelkünstlern bestehen sondern deren Musiker sich als Teil des Ganzen dem Ganzen unterordnen. Und so erweist sich "Insects" als starkes Stück fordernder Metalmusik. Jau, das passt. Farsot konnten mich nach einigen Hördurchläufen doch erreichen und mit jedem Durchlauf gefällt mit der Bocken mehr und mehr. Also, werft den Wunsch nach einfach zugänglicher und doch "ach so anspruchsvoller" Musik über Bord und traut euch an dieses Album heran. Das könnte eine gute Freundschaft werden.