Lange hat es gedauert, bis der neue Longplayer von Faith And The Muse den Weg in die Plattenläden gefunden hat. Fast zwei Jahre sind seit der Veröffentlichung der Best-Of-Doppel-CD "Vera Causa" ins Land gegangen. Im letzten Interview mit dem Medienkonverter hatte William Faith angekündigt, dass sich das neue Album von allem unterscheiden wird, was Faith And The Muse bisher gemacht haben. Zu diesem Zeitpunkt wusste man nicht so recht, was man mit dieser Aussage anfangen sollte. Wer die Band auf dem diesjährigen 12. WGT live erlebt hat, wird einige der neuen Songs bereits im Programm bemerkt haben und konnte sich schon ein Bild vom neuen Sound machen. Außerdem scheinen Faith And The Muse einen Imagewechsel zu vollziehen, denn Monica Richards und William Faith sind von ihrem äußeren Erscheinungsbild nicht mehr mit dem zu vergleichen, was sie noch vor 2 Jahren repräsentierten. Aber während William mit toupierten Haaren und Sonnenbrille etwas an Lenny Kravitz erinnert, hat sich die Musik zum Glück doch nicht so stark gewandelt, wie die zwei Amerikaner angekündigt hatten. Das Cover ihre neues Album "The Burning Season" lässt zwar immer noch Zweifel zu, aber spätestens beim ersten Hören wird jeder beruhigt, der fürchtete, dass sich Faith And The Muse nun endgültig von der Szene verabschieden wollen. Allein das kurze Intro ("Bait & Switch") zeigt, dass sich die Musik zwar etwas verändert hat, aber im Grunde genommen doch sehr nah an dem dran ist, was Faith And The Muse bisher fabriziert haben. Selbst thematisch offenbart sich "The Burning Season" als typisches FATM-Album, denn die Auseinandersetzung mit Gewissensprüfungen, dem verzweifelten Bedürfnis der Menschen nach Technologie und dem fehlenden Instrumentarium, um grundlegende Emotionen auszutauschen, ist die wohlbekannte Konfrontation mit der menschlichen Unvollkommenheit. Bis auf "Sredni Vashtar", "Relic Song" und vielleicht noch "Prodigal", die irgendwo zwischen Gothic(-Rock) und Punk liegen, ist "The Burning Season" ein sehr ruhiges Album mit wunderschönen Melodien in perfekter musikalischer Umsetzung. Bereits "Boudiccea" mit seinen harmonischen Strophen und seinem, mit Streichern und Gitarren unterlegten, beeindruckenden Refrain, ist der beste Beweis für die musikalischen Qualitäten von Monica und William. Wohl eher untypisch für Faith And The Muse dürfte "Gone To Ground" sein, einer Art langsamen Bar-Song aus den 20ern, der vor allem von dem Einsatz eines Saxophones und Monicas stellenweise gehauchter Stimme lebt. Als Anspieltipps ebenfalls sehr zu empfehlen sind "Visions" und "Willow's Song". Vielleicht ist "The Burning Season" nicht unbedingt das Album, das jeder von Faith And The Muse erwartet hat, denn eine leichte Bewegung weg vom Gothic ist offensichtlich zu erkennen. Dennoch bleibt nach dem Hören kein übler Nachgeschmack zurück. Monica Richards und William Faith zeigen sich zwar von einer veränderten, aber immer noch sehr überzeugenden Seite.