Die Review des Debut-Albums von Eternal Nightmare „Between the worlds“ schloss ich Anfang 2007 mit den Worten „...schenkt der CD und der Band die Aufmerksamkeit, die sie verdienen, denn es lohnt sich“. In der Folgezeit waren auf der Homepage immer wieder Statements der beiden Mitglieder Nils und Mr.Strange zu lesen, daß die CD zu wenig Abnehmer finden würde und zu viele Menschen den Internet-Möglichkeiten zur illegalen Musikbeschaffung nachgeben würden um an Tracks zu kommen. Wirklich schade, denn auch nach einjähriger Hörphase hat das Album nichts von seinem Charme verloren und die 5 Punkte waren redlich verdient. Nun gibt es wieder Futter von den beiden Saarländern und diesmal sind sie gleich auf die Internetvariante umgestiegen und bieten das Album als kostenlosen Download an. Auf der Homepage wird zwar von Wep EP gesprochen, aber bei 50 Minuten Spielzeit (plus die Remixe) kann man ruhig von Album reden. Daß die Musik nun umsonst angeboten wird sollte in keinster Weise auf die Qualität übertragen werden : Die „Kellerkind WEP“ ist eine runde Sache, die alles bietet, was ein modernes und professionelles Release bieten kann (bis auf ein Digipack...) : Zehn neue Tracks verstecken sich hinter dem „Kellerkind“, genauso wie fünf Remixe älterer Songs. Sphärisch, verträumt und mit monotonen Bass unterlegt startet der Reigen mit „The origin“, ein solider Einstiegssong der nur ein klein wenig zu monoton geraten ist. „Anger“ ist mein persönlicher Favorit auf „Kellerkind“ : ein sehr gut gemachter, vertrackter Track, in keinster Weise easy listening und vorhersehbar. Die Vocals sind wie auch schon auf „Between the worlds“ aggressiv und nicht allzu verzerrt, klingen authentisch und haben hohen Wiedererkennungswert. Im Hintergrund finden sich eingängige Elektromelodien und Störgeräusche, Vocals und Melodie werden immer wieder verzerrt – sehr gut. Der folgende Titeltrack „Kellerkind“ ist in meinen Augen der schwächste auf diesem Album : viel zu sehr klingt er in meinen Ohren nach normalen Elektro, hat nichts besonderes und auch der Text ist nicht wirklich kreativ. Der Song wird aber gewiß Freunde finden, denn er ist tanzbar und durch den deutschen Text leicht zu verstehen... Mit „Messy metropolis“ folgt wieder ein entspannter Track, der von der Stimmung her „The origin“ ähnelt, nur wesentlich stärker ist. Sehr chillig : Kopfhörer auf, laut drehen und wegträumen ! Auch „Coming downstairs“ überzeugt durch seine ruhige und entspannte Melodieführung und ist ein weiterer guter Anlass, den Download wahrzunehmen. „The daytime question“ ist Anspieltip Nummer 2 – schnell, denoch nicht zu brutal. Wieder ein eher kopflastiger Track mit sehr guten Vocals und Drum-Programming. „Your rules – my game“ ist ein guter Track, der aber im Vergleich zu anderen Liedern auf dem Album etwas verblasst. „Moment of silence“ findet sich in einer anderen Version bereits auf „Between the worlds“ - die 2008er Variante hat aber eigentlich fast nichts mehr mit dem Orginal zu tun, ist sphärischer Darkwave mit geflüsterten Vocals. Auch wieder sehr gut und ein Anspieltip. „Order Discussion“ ist zwar von den Bässen und der Geschwindigkeit her einer der härtesten Tracks des Albums, durch seine ruhigen Melodien passt er aber ausgezeichnet in den Gesamtrahmen von „Kellerkind“. Das abschließende „Praying scapes“ ist wieder ein eher ruhiger Song, der durch die verzögerten und abgehackten Drums und die Samples nur schwer zugänglich ist, einige Hördurchläufe braucht und dann mehr und mehr gefällt. Die fünf Remixe sind allesamt durchaus hörbar, besonders die Neuauflage von „Journey“ und der Remix „Den Gott“ des Saarländer Projektes Splitterpuppe können überzeugen (wenn man das Orginal von „Den Gott“ gehört hat, kann der Remix wirklich SEHR überzeugen). Also an alle, die Elektro mögen und nicht nur Dauerbass und Hellectro-Verzerrungen wollen : Ab auf die Seite der Band, „Kellerkind“ runterladen und auch fleißig für den Lieblingstrack stimmen. Und wenn man dann hoffenltich überzeugt ist könnte man vielleicht doch noch einmal „Between the worlds“ im Laden ordern. „Kellerkind“ ist zwar etwas ruhig/sphärischer und weniger cyber-punkig, beide Alben sind es aber in jedem Fall wert, mehr Aufmerksamkeit zu erhalten.