ESC - das hat nichts mit der 'Flucht-Taste' auf der Tastatur oben links zu tun, sondern steht als Abkürzung für das portugiesische Electro-Quartett Eden Synthetic Corps. Darauf aufmerksam wurde ich übrigens durch unseren ehemaligen Kollegen Uwe – ja, er lebt noch :) –, der mir ein besonderes Lied ihres hier vorliegenden Debütalbums „Matte“ empfahl, doch mehr dazu später. Wenn wir uns schon in Portugal befinden, dann ist die spanische Sprache auch nicht allzu fern und schon lässt sich eine Verbindung ins entfernte Mexiko ziehen; Hallo Hocico und Amduscia! (Nach eigenen Angaben zählen auch noch die anderssprachigen [:SITD:], :wumpscut: und Grendel dazu.) Das Melodische der Solitary Experiments sei an dieser Stelle auch noch gegrüßt. Nun könnte man also, mit Vorurteilen gesegnet und den mangelnden Fortschritt im Harsh-Electro-Genre anmahnend, vermuten und sich fragen, ob dieses Album denn notwendig ist, wenn nur der Standort etwas außergewöhnlich anmutet. Denn die Sounds sind tatsächlich Standard und die Stimme wie gewohnt verzerrt, aber: nicht so stark, als dass sie nur noch durch Booklet-Texte verständlich wäre. Außerdem setzen ESC fast nie auf lauten Krawall, denn auf moderat bis teilweise ‚flüsternd hauchende’ Darbietungen. Unverzerrte Sprachsamples vervollständigen im Übrigen den Lyrikanteil. Die Clubausrichtung hat bei „Matte“ Prio 1! Sie beginnt folglich mit „Steam“, dem ersten Hammer, der gleich vom Clubhit „Matte“ abgelöst wird. Und so hinterlässt ein Titel nach dem anderen seine eindringliche Wucht beim Hörer bzw. Harsh-Electro-Tänzer mehr oder weniger stark, denn ähnlich sind sie sich schon. Doch das vermag diesmal irgendwie gar nicht richtig zu stören, weil ESC immer eine melodisch sequenzierte Hookline haben, die den Songs den zusätzlichen Drive mit auf den Weg gibt, so dass keiner die Bezeichnung ‚Füllmaterial’ verdient hat. Bei „Green X | Red Y“ wurde es als fantastisches Zwischenspiel inkl. Unterlegung der nächsten Strophe gelöst – nebenbei bemerkt: einer der Songs mit dem höchsten Abgehfaktor. Na gut, einen besseren gibt es neben den drei Genannten doch noch: die Coverversion von Kraftwerks „The Robots“. Konsequent auf den eigenen Stil umgemünzt und unter Hinzunahme nicht nur originaler Sprach- sondern auch Soundsamples haut Song Nr. 10 ein wie eine Bombe. Und gleichzeitig dient er als Beweis, dass Coverversionen selbst im harschen Electro mitreißend und nicht nur reißerisch aufgemacht sein müssen. Gigantisches Clubfutter! Wünschen wir an dieser Stelle ESC viel Erfolg für die Zukunft, mit dem netten Hinweis versehen, sich nicht allzu oft zu wiederholen und Neuerungen mit einfließen zu lassen.