Erdlicht - Erstes Licht / Die wilde Jagd

Klein, aber oho! Im feinen Digipack mit runenverzierter Bauchbinde, antik wirkenden Zeichnungen und Beiblättchen sowie einem getrockneten Eichenblatt als Zugabe präsentiert sich die auf 50 Stück limitierte 3“ CD-R namens „Erstes Licht / Die wilde Jagd“ äußerlich ausgesprochen attraktiv. Der Urheber ist kein ganz Unbekannter mehr. Hinter Erdlicht steckt N.Strahl.N-Mastermind Mario Löhr, auf dessen eigenem Label Licht und Stahl die zweite Veröffentlichung seines Nebenprojekts erschienen ist. Da bei Tonträgern die Verpackung allerdings nur eine Nebenrolle spielt, sehen wir einfach mal nach, was sich musikalisch auf dem Scheibchen tut. „Erstes Licht“ knüpft thematisch an den Vorgänger „Morgenröthe/Abendroth“, genauer gesagt an die „Morgenröthe“, an. Verhalten beginnend mit Plattenkratzern und knarzenden bzw. rauschenden Feldaufnahmen stimmt irgendwann eine einsame Gitarre ein und was zunächst wie eine sich stetig wiederholende Etüde anmutet, wird nach und nach von hellen Drones überlagert. Die Welt beginnt langsam zu erwachen, eingefangen in der sich steigernden Intensität des Stücks, dessen Dauerton in ein beständiges Trillern übergeht. Es scheint, als ob bei einem Akkordeon der Balg in kurzen Abständen gedrückt und gezogen wird. Dagegen gibt sich "Die Wilde Jagd" von vornherein düsterer. Dumpfe Drones mit einer latent pumpenden, beinahe gehetzten Rhythmik vermitteln anfänglich Unruhe und Aufbruch, bevor ein langer Akkord in Verbindung mit schrillem Pfeifen die Aktivität unterbindet, um dann fließend in eine einfache, gezupfte Saitenmelodie, begleitet vom knackenden Geräusch eines Feuers (?), zu münden. Ist der erste Song aus der Meditation über „das wiederkehrende Licht eines neuen Morgen oder des Frühlings“ (Zitat: Licht und Stahl) entstanden, bezieht sich „Die wilde Jagd“ auf eine Winternacht. Hierbei fallen mir als Assoziation spontan die in meiner Heimat gebräuchlichen Funkenfeuer ein, wo sich ein Stück archaischer Tradition bis in die Neuzeit erhalten hat. Aber das ist eine rein persönliche Interpretation. Erdlicht bleibt mit seinen Drone-/Ambient-Klängen, versetzt mit ein paar neofolkigen Einflüssen, hier eher vage, vielleicht ein wenig zu sehr, denn durch die nur flüchtig angedeuteten Stimmungen bedarf es einiger Auseinandersetzung mit dem Werk, bis es sich dem Hörer in seiner Gänze erschließt. Ein Aufwand, der sich jedoch lohnt. ----------------------------- Die Mini-CD-R kann direkt beim Label Licht und Stahl bezogen werden - siehe Link.

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