Ellie Gouldings Musik ist wie „eine Wohngemeinschaft aus Kate Bush, Björk und Stevie Nicks im Londoner Stadtteil Shoreditch - nur eine Spur ausgewogener“, schreibt die BBC. Das hört sich nach neuem Talent und interessanter Instrumentierung an, nach Experimentellem und einer Spur Exzentrik. Stimmlich durchweg interessante Demos schwirrten im Netz herum und man konnte gespannt sein, was ‚Lights’ denn so bringen mag. Nun liegt es vor, das Debut-Album und wenn die Beschreibung oben stimmt stelle ich mir die Wohngemeinschaft leider wie folgt vor: Björk steht gefrustet vor dem Herd und brät Spiegeleier, weil Matmos nun endgültig nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen, nachdem sie ihnen für ihr letztes Album einen abgelegten B-Klasse Produzenten von irgendeinem Madonna-Album vorgezogen hat. Kate Bush sitzt leicht dement im Ohrensessel und schreibt Melodien, die ihr zu ihren besten Zeiten selbst als zu glatt, schnöde und unreflektiert vorgekommen wären. Und Stevie Nicks darf das Ergebnis dann nach einer Stimmbandoperation beim Glattbügeln der Gesamtstimmung am fleckigen Bügelbrett einsingen. Nachher sind alle nicht zufrieden, denn was dabei herausgekommen ist mag nicht vollkommen schlecht sein, aber es ist eben nicht stimmgewaltig wie Island-Pop, noch einzigartig wie so mancher Kate Bush Song. Vielmehr scheint Radio 1 den ganzen Tag auf dem Küchenradio zu laufen und die drei Grazien zu inspirieren. Was hier passiert ist, stellt sich mir so dar: die Plattenfirma konnte sich nicht entscheiden, welches Genre von Ellie Goulding in einer Mainstream-Variante übernommen werden sollte, Hauptsache verkaufen war angesagt. Und so mischte man eben von allem etwas rein, was gerade so auf dem Küchentisch in Shoreditch lag. Songs wie ‚This Love’ oder ‚The Writer’ hätten mit sparsamer Instrumentierung, wie man diese beispielsweise hervorragend auf dem neuen Tracey Thorn Album hört, durchaus ansprechend werden können. Das Potenzial etwas Gutes abzuliefern ist bei Ellie Goulding sicherlich vorhanden, was man daraus gemacht hat – wer auch immer die Schuld dafür trägt – ist nicht wirklich guter Mainstream. Wenn man dann noch bei der Recherche heraus bekommt, dass sogar Frankmusik die Finger in der Produktion hatte, ist das umso trauriger. Ohne Herz und ohne Seele plätschert das Album vor sich hin. Das hat Natalie Imbruglia vor einem Jahrzehnt bereits um Längen besser abgeliefert.