Was war das für ein lustiges Rätselraten um die Männer von Eisfabrik, als sie mit ihrem ersten Album "When Winter Comes" anno 2015 um die Ecke kamen. Dick eingepackt wie Wissenschaftler auf einer Polarstation, konnte man die Indentitäten der Jungs, die sich als Dr. Schnee, Der Frost und °Celsius ausgegeben haben, nur erahnen.

Die musikalische Ausrichtung dieses schockgefrosteten Trios (das mittlerweile mit Von Fahrenheit verstärkt wurde) ließ aber vage Vermutungen zu, die sich dann auch später erhärten sollten: Eisfabrik ist die Idee von Funker-Vogt-Mitglied Gerrit Thomas und Ex-Shadow-Minds-Sänger Charly Barth-Ricklefs.

Verraten haben sie die bekannten Sounds, die bereits den Funkern ihre "corporate identity" verpassten. Und Thomas kann natürlich nicht so einfach aus seiner kompositorischen Haut. Muss er aber auch nicht. Denn warum sollte man etwas auf Biegen und Brechen verändern, was über Jahre, ja Jahrzehnte, funktioniert?

So ist auch das aktuelle Album "Life Below Zero", das bereits im vergangenen Jahr erschienen ist, ein perfekt produzierter Disco-Stampfer, der sich nicht zu schade dafür ist, die Massen mit knallharten Beats und raumfüllenden Arpeggios zu beschallen.

Besonders in den Akkordfolgen zeigt sich Thomas sehr sicher, sodass beispielsweise "White Wings" mit seinem Shuffle-Rhythmus die Beinmuskulatur des Hörers aufs Vortrefflichste zu massieren versteht. "Glück auf!" wird jedem Kumpel, der Unter Tage arbeitet, sicherlich ein Schmunzeln über das Gesicht zaubern. Würde es das legendäre "Zwischenfall" in Bochum noch geben, dieser Song hätte es bestimmt zum Dauerbrenner bringen können.

Wo also weiland bei Funker Vogt militaristische Themen Inhalt der Stücke waren, nutzen die Musiker nun das Thema Kälte als Bedeutungsfeld für ihre Texte und unterlegen diese mit schneidigen Sequenzen, die teilweise über einen hinwegfegen wie die berühmt-berüchtigen Blizzards.

Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass auch "Life Below Zero", wie viele andere Future-Pop-Platten, an den üblichen Krankheiten leidet. Allen voran die Vorhersehbarkeit der Lieder macht das Album gegen Ende etwas zäh. Der Umstand, dass man sogar 20 Songs, verteilt auf zwei CDs, in das Album packen wollte, macht es nicht besser. Allerdings können die Eisfabrikanten auf einen hohen Erfahrungsschatz zurückgreifen, sodass die tönernen Produkte ihrer Eisfabrik an sich perfekt abgestimmt klingen.

Unter dem Strich ist "Life Below Zero", das mittlerweile sechste Album dieses Projektes, ein Album für Fans dieses Genres, das sich durch die hohe Produktionsqualität deutlich von anderen Platten abhebt. Eine neue Erkenntnis in Sachen musikalischer Innovation liefern uns die Musiker aber nicht.