Als ich vor wenigen Jahren von einem Freund die Empfehlung für die neue „The Eels“-Veröffentlichung „Blinking Lights and Other Revelations“ erhielt, wusste ich noch nicht, welchen Gefallen er mir damit getan hat und wie sehr mir dieser Tag in Erinnerung bleiben würde. Als ich die ersten Töne dieses Meisterwerkes vernommen hatte, kam ich mir schon vor wie in einer anderen Welt. Leichte und schwere Kost vereint mittels spartanischer Gitarrenklänge. Bis ich Kenntnis von der Band „The Eels“ nahm, war mir nicht klar, wie schön Songwriter-Musik sein kann. Heute zählen die Songs von Mark Oliver Everett (dem einzigen festen Mitglied der „Band“), der sich kurz „E“ nennt, zum meinem fast täglichen Brot und versüßen mir den Alltag immer und immer wieder. Doch was macht diese (bei oberflächliger Betrachtung) oftmals langweilig und banal wirkende Musik, zu so einem außergewöhnlichen und süchtig machenden Hörgenuss? Die schwermütige, rauchige und doch butterweiche Stimme, die himmlischen Melodien, die verspielte und melancholische Poesie hinter den oftmals fröhlichen Arrangements oder doch die süßen Texte hinter der düsteren Tönen? Diese Gegensätze zeigen deutlich, worum es bei „The Eels“ geht und liefern eine von vielen Ursachen für die ungeteilte Faszination, die von der eingefleischten, weltweiten Fanbasis ausgeht. Laut Mark Edwards von der „Sunday Times“ kann man den Sound und die Philosophie dahinter als „pretty-ugly“ bezeichnen – sozusagen hübsch und hässlich zur gleichen Zeit, wobei das Hübsche erst dadurch richtig anziehend wirkt, indem man ein Stück Hässlichkeit zufügt. Nach insgesamt mittlerweile sechs Studioalben wurde es Zeit für eine Best-of. Das riecht nach Kohle scheffeln, doch wer sich bisher mit dem Werk des Ausnahmekünstlers beschäftigt hat, weiß, dass auch eine solche Veröffentlichung ein kleines, leises Kunststück darstellt. Das Album beschäftigt sich mit der Dekade von 1996 bis 2006 und wartet mit allen großen und kleinen Hits auf, wobei sicherlich der ein oder andere gerade seinen Lieblingssong vermissen wird – wer aus solch einem Fundus an großartigen Songs die besten 24 aussuchen muss, dem wird die Arbeit eben nicht leicht gemacht. Eröffnet wird die Best-of mit vier Stücken des vielumjubelten Debüts „Beautiful Freak“ aus dem Jahr 1996, gefolgt von zwei Stücken aus dem vielleicht persönlichsten aller Alben, denn in „Electro-Shock Blues verarbeitet „E“ viele Schicksalsschläge. Innerhalb weniger Jahre verlor er seine Mutter, seinen Vater und seine Schwester. Doch er ließ sich davon nicht unterkriegen und suchte Heil in der Musik. Die Flucht in die Kunst trieben ihn zu einem Meisterwerk und bescherten der Musikkultur eine nicht für möglich gehaltene tiefe Leichtigkeit. Der Hörer kann sich bei „3 Speed“ und dem nicht minder schönen „Last Stop: This Town“ selber überzeugen. Auf den bisher unveröffentlichten Remix vom wunderschönen „Climbing To The Moon“ folgen vier Songs des 2000er Album „Daisies Of The Galaxy“, sowie drei Perlen von „Souljacker“, das vom renommierten "Time-Magazine" im Jahr 2001 zu einem der besten Alben des Jahres und von der „London Sunday Times“ sogar zum Album des Jahres gekürt wurde. Des weiteren befinden sich zwei Titel von „Shootenanny“ sowie abschließend fünf Tracks des erfolgreichen letzten Studioalbum, des bereits zu Beginn erwähnten „Blinking Lights and Other Revelations“, auf der Scheibe. Zusätzlich befindet sich mit „Dirty Girl“ ein Ausschnitt aus der im letzten Jahr erschienenen DVD-Veröffentlichung „Live from Town Hall“, sowie mit „I Need Some Sleep“ einen Song des "Shrek 2"-Soundtracks, den sicher der ein oder andere noch vor Augen und Ohren haben wird. Umrahmt werden die komplett digital remasterten Songs mit persönlichen Erklärungen und Hinweisen des Meisters, der sich im reich bebilderten Booklet die Ehre gibt und die Fans bei jedem Song in die Hintergründe und in sein Seelenleben blicken lässt – nicht immer leichte Kost. Neben der Best-of CD befindet sich noch eine DVD mit insgesamt zwölf Videos im Package, welche hier erstmals komplett auf einem Silberling zu finden sind. Auch hier wird ein bunter Überblick über das bisherige Schaffen des Sohns eine berühmten Quantenphysiker geboten: mal live („Dirty Girl“), in einem Studio in dem die lustigsten Heimvideos präsentiert werden („Rags to Rags“)– mal singt eine Möhre („Last Stop: This Town“), ein anderes mal jault sein eigener Hund („Hey Man (Now You’re Really Living)“). Immer unterhaltsam, immer durchgeknallt aber auch immer liebenswert und bezaubernd. Wahlweise kann man sich zusätzlich die Kommentare Everetts zu Gemüte führen, der mal mehr, mal weniger gut gelaunt durch das vierzigminütige Videoarchiv führt. Absoluter Pflichtkauf für all diejenigen, die vielleicht den einen oder anderen Song dieses Ausnahmekünstlers ihr Eigen nennen, sich aber bisher nicht trauten, sich ein komplettes Album zuzulegen – hier ist eure große Chance. Aber auch für diejenigen, die bereits alle Alben besitzen, stellt dieses Werk durch seine liebevolle Aufmachung, den großen Detailreichtum und den bisher so noch nie erschienenen Videos eine höchst interessante Anschaffung dar… Parallel zu „Meet The Eels – Essential Eels“ erscheint gleichzeitig „Useless Trinkets – B-Sides, Soundtracks, Rarities and Unreleased“, welches es sogar fast bis zum Superbowl geschafft hätte, denn Everett wollte einen einsekündigen Werbespot (wie soll das gehen?) platzieren, der immer noch 100.000 $ gekostet hätte. Doch leider kippten die Programmverantwortlichen von CBS den Plan und zogen den Spot zurück – „It’s a Motherf#&!@r“!